Glosse:Das Streiflicht

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(SZ) Werden Städtereisen heute eigentlich nur deshalb unternommen, weil man sie hinterher auf Facebook liken kann? Dazu ein Foto, auf dem man mit einem Torero zu sehen ist; eines, das den Liker auf der Akropolis zeigt, und ein anderes Bild hat er in Rom von seiner Freundin geknipst, die er natürlich per se schon liked, aber wie sie da auf der Spanischen Treppe sitzt, das gefällt bestimmt noch sieben anderen. Es ist, als gäbe es keine Misanthropie mehr in der Welt, jedenfalls nicht, solange man in ihr freizeitgestalterisch herumgurkt. In New York City Auto fahren gehört zum Krassesten, was ein Mensch durchmachen kann; es wird nur noch durch die Erfahrungen dessen überboten, der in Berlin mit der U-Bahn Richtung Hermannplatz rattert. Trotzdem lesen sich die Erlebnisberichte von Menschen, die in New York mit dem Auto unterwegs waren, gerade so, als hätte Margot Käßmann das Vorwort zu "On the road" geschrieben. Muss es wirklich sein, dass alle Welt so wohlgestimmt in der Welt unterwegs ist?

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