Glosse:Das Streiflicht

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(SZ) Die zuverlässigste Art, sich vor den eigenen Kindern zu blamieren, besteht in dem Versuch, mit ihnen in deren eigener Sprache Kontakt aufnehmen zu wollen. Beziehungsweise in jenem Jugendjargon, den man dafür hält. Dabei muss man sich nur entsinnen, wie es war, als man selbst gar nicht herauskam aus dem Fremdschämen, wenn die Mutter einen überreden wollte, doch mal was "Flippiges" anzuziehen statt ewig diese schwarzen "Is-was-mit-Oma?"-Kutten. Oder der Vater sich mit der Frage anpirschte, warum es eigentlich immer diese Ghettomusik sein müsse, er finde ja den Big-Band-Jazz von Chris Barber total "stark". Im Übrigen sollten "wir zwei" bald mal in Ruhe "quatschen". Schule und so. Damals verdrehten wir die Augen über solche plump vertraulichen Anbiederungsversuche. Heute erbleichen unsere Kinder, wenn wir Ausdrücke verwenden wie "endpeinlich" oder "voll krass", als hätte ihnen der greise Mick Jagger höchstpersönlich das Blut ausgesaugt.

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