Das Streiflicht

(SZ) Was ist eigentlich aus der guten alten Abneigung geworden? Wo ist das schlecht gelaunte Herunterbiegen der Mundwinkel hingekommen, wer hat das abschlägige Kopfschütteln zuletzt wo gesehen? Bitte melden, zur Not bei Facebook, da werden all diese guten schlechten Eigenschaften seit Kurzem dringend gesucht. Vielleicht noch kurz zum Hintergrund: Wir leben in einer Welt aus Wattewörtern und Mullbindenphrasen; wer etwas fragt, bekommt einen Satz zur Antwort, in dem mindestens zweimal das Wort "gerne" steht, meist am Anfang und dann noch einmal in der Mitte: "Eine Holunder-Bionade, gerne. Das kann aber gerne zehn Minuten dauern, wenn das okay ist für dich." Gerne. Es ist, als hätte sich ein vormals finsterer Gott in eine Yoga-Schule verirrt und dort sein Donnerwetter-Wörterbuch auf einer Pinienkernmatratze liegen lassen. Jetzt flüstert er den Leuten seine windelweichen Achtsamkeits-Sätze ins Ohr, und die Leute heben den Daumen und liken alles weg.