Giftgasangriff in Syrien:Russlands Entlarvung

Die Behinderung der OPCW-Prüfer dient der Verschleierung.

Von Paul-Anton Krüger

So sieht Aufklärung nach dem Willen Russlands und des syrischen Regimes aus: Man karrt Journalisten an den Ort des mutmaßlichen Chemie-Angriffs in Duma, nachdem zuvor russische Militärpolizisten eine Woche Zeit hatten, Beweise zu vernichten. Die Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) aber muss warten. Ihr Erkundungsteam wird bedrängt, beschossen, mit einem Sprengsatz angegriffen - in einem Gebiet, das laut Moskau "völlig unter Kontrolle" des Regimes und russischer Truppen ist.

Zugleich setzt Außenminister Sergej Lawrow die dreiste Lüge in die Welt, in der Untersuchung des versuchten Giftmords an dem russischen Ex-Agenten Sergej Skripal habe ein Schweizer Labor einen westlichen Kampfstoff nachgewiesen. Das dient der Verschleierung, soll die Arbeit der OPCW behindern, diskreditieren.

Überdies wird das Argument westlicher Assad-Apologeten befeuert, Syriens Präsident könne der militärischen Erfolge wegen kein Interesse an einem Chemie-Angriff haben. Das war schon 2017 beim nachweislich vom Regime verübten Sarin-Angriff in Khan Scheikhun falsch. In Duma hat Assad den Abzug der Rebellen erreicht, die mit Moskau über einen Verbleib verhandelten. Und er zwang seinen Schutzherrn Wladimir Putin erneut, sich gegen den Westen zu ihm zu bekennen. Das sind plausible Motive.

© SZ vom 20.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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