Gewerkschaften:Keiner fühlt sich ausgeschlossen

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Im DGB sieht man den Pakt von vier Gewerkschaften gelassen. Es gebe auch andere Abkommen.

Von Detlef Esslinger, Berlin

Vier der acht DGB-Gewerkschaften haben eine engere Kooperation beschlossen, die anderen vier geben sich überwiegend gelassen. Dies wurde am Donnerstag deutlich, einen Tag nachdem die IG Metall, die IG Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), die IG BAU sowie die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) ihre Vereinbarung vorgestellt hatten.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) findet die Vereinbarung sogar gut, "wir unterstützen das", hieß es dort auf SZ-Anfrage. Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) findet es dem Vernehmen nach gut, dass die vier Industriegewerkschaften geklärt haben, wer von ihnen jeweils künftig für die Beschäftigten in welchen Branchen und Betrieben zuständig sein soll und wie eventuelle Streitigkeiten zu dem Thema geklärt werden sollen. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) will an diesem Freitag in einer Telefonkonferenz der Landes- und Bezirksvorsitzenden erörtern, ob die Vereinbarung auch ihre Interessen berührt. Die NGG versteht sich zumindest zum Teil auch als Industriegewerkschaft.

Die Vorsitzenden der vier Industriegewerkschaften hatten am Mittwoch in Berlin zwar erklärt, ihre Übereinkunft richte sich gegen niemanden, Fragen nach den anderen DGB-Gewerkschaften aber so knapp beantwortet, dass der Verdacht aufkam, sie richteten einen DGB im DGB ein - zumal die Gewerkschaft Verdi nicht beteiligt war, mit der es immer wieder erbitterte Konflikte gibt. Bei Verdi und auch im DGB-Bundesvorstand wurde jedoch auf acht Kooperationsvereinbarungen verwiesen, die es zwischen Verdi und anderen Gewerkschaften gibt. Sie gelten jedoch nur für einzelne Firmen und Branchen, nicht aber grundsätzlich. Weitere Vereinbarungen, zur Logistikbranche und zur ostdeutschen Wasserwirtschaft, seien auf dem Weg. Weil es immer wieder zu Spannungen innerhalb der DGB-Gewerkschaften kommt, erweckten Vertreter der Industriegewerkschaften am Donnerstag im vertraulichen Gespräch den Eindruck, dass das Bild von Schroffheit gegenüber den anderen vier eine beabsichtigte Nebenwirkung gewesen sei. Die Industriegewerkschaften nehmen Verdi, NGG und GEW eine Unterschriftenaktion gegen das geplante Gesetz zur Tarifeinheit übel. Dabei kamen bisher mehr als 81 000 Unterschriften zustande. Der DGB und die Industriegewerkschaften sind für das Gesetz.

© SZ vom 17.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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