Gewaltfantasien:AfD-Chats sorgen für Empörung

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Sie fordern das Fallbeil für politische Gegner oder wollen diese gleich an die Wand stellen: Nachdem Auszüge der Internetkonversation zwischen AfD-Mitgliedern öffentlich wurden, ist das Entsetzen groß - auch in der Partei selbst.

Von Jens Schneider, Berlin

Die Auszüge aus den Chat-Protokollen sind verstörend. Auf 12 000 Seiten finden sich krude Gewaltfantasien. Einige richten sich gegen andere Politiker, das berichten der NDR und die Tageszeitung, denen die Protokolle vorliegen. So soll Holger Arppe, lange Spitzenpolitiker der AfD in Mecklenburg-Vorpommern, geschrieben haben: "Da muss man einfach ausrasten und erst mal das ganze rotgrüne Geschmeiß aufs Schafott schicken. Und dann das Fallbeil hoch und runter, dass die Schwarte kracht!"

An einer anderen Stelle heißt es: "Wir müssen ganz friedlich und überlegt vorgehen, uns gegebenenfalls anpassen und dem Gegner Honig ums Maul schmieren, aber wenn wir endlich soweit sind, dann stellen wir sie alle an die Wand." Laut dem Bericht der Tageszeitung sind in den Protokollen auch pädophile Vergewaltigungsfantasien zu finden.

Seit diesem Donnerstag sind die Auszüge aus den Chats in Schwerin bekannt. Sie waren zuvor den beiden Medien zugespielt worden. Die Journalisten konfrontierten Arppe und auch dessen Parteiführung damit. Der Rostocker Politiker war einst selbst Landesvorsitzender der AfD im Norden und zuletzt stellvertretender Fraktionsvorsitzender. Am Donnerstag trat Arppe noch vor jeder Berichterstattung zurück und aus der AfD aus. Jedoch will er sein Landtagsmandat behalten.

Der Landesvorsitzende und Fraktionschef der AfD in Schwerin, Leif-Erik Holm, erklärte: "Es hat uns zutiefst schockiert, was wir in diesen Chatprotokollen lesen konnten." Die ihm bekannten Auszüge aus den Protokollen seien "wirklich haarsträubend bis ekelerregend". Laut Holm wäre die Partei selbst aktiv geworden, hätte Arppe sich nicht von allein zurückgezogen. Man werde "klar Schiff" machen, versprach Holm zudem.

Der Fraktionschef der SPD, Thomas Krüger, forderte Holm auf, nun tatsächlich aufzuklären. Laut den Medienberichten waren an den Chats weitere Mitglieder der AfD-Fraktion beteiligt. Es gehe nun um die Frage: "Wer war in den Chats, und wer wusste wann davon?"

Die AfD-Fraktion ließ zunächst offen, wie sie weiter mit dem Fall verfahren wird. Die Fraktionsführung werde sich kommenden Dienstag darum kümmern, sagte ein Sprecher.

© SZ vom 02.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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