Gewalt in Tibet:China will keine Zeugen mehr in Tibet

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Nach Informationen des tibetischen Exilparlaments sind bei den Ausschreitungen in Lhasa und anderen tibetischen Städten mehrere hundert Menschen ums Leben gekommen. Die Sicherheitskräfte bereiten sich darauf vor, hart gegen Aufständische vorzugehen. Ausländische Touristen und Journalisten müssen Tibet verlassen.

Bei der Niederschlagung der anti-chinesischen Ausschreitungen in Tibet sind angeblich wesentlich mehr Menschen getötet worden, als die chinesische Führung einräumt. Das in Nordindien ansässige tibetische Exilparlament beziffert die Zahl der Todesopfer mittlerweile auf mehrere hundert.

Auch in der Provinz Gansu marschierten bereits am Sonntag chinesische Sicherheitskräfte auf. (Foto: Foto: AP)

Die Menschen seien in der Hauptstadt Lhasa und anderen Regionen der von China kontrollierten Himalaja-Region getötet worden, erklärte das Exilparlament am Montag im indischen Dharamshala. Es forderte zugleich die Vereinten Nationen auf, das Blutvergießen zu untersuchen.

Die chinesischen Behörden haben unterdessen alle Ausländer zum Verlassen des Hochlands von Tibet aufgefordert. Unter Hinweis auf die angespannte Sicherheitslage werden auch keine ausländischen Touristen mehr in die Region gelassen.

Mehrere ausländische Journalisten wurden bereits aus den tibetischen Teilen der Provinzen Gansu und Qinghai ausgewiesen. Die Polizei begründete die Entscheidung mit der Sicherheit der Pressevertreter.

In der tibetischen Hauptstadt Lhasa endet an diesem Montag ein Ultimatum der chinesischen Behörden für Teilnehmer an dem Aufstand. Wer sich bis Mitternacht den Behörden stelle, könne mit milder Behandlung rechnen, sagte der tibetische Gouverneur Champa Phuntsok vor Journalisten. Die amtliche Zahl der Toten bei dem Aufstand wurde derweil auf 16 erhöht. Die Protestbewegung blieb allerdings nicht auf Lhasa beschränkt.

Die chinesische Armee ist Augenzeugen zufolge mit einem massiven Aufgebot in die Provinz Sichuan eingerückt, auf die sich am Wochenende die Proteste von Tibetern ausgeweitet hatten. Im Bezirk Aba seien Hunderte Fahrzeuge der Volksarmee angekommen, berichtete ein dort lebender Tibeter am Montag. "Sie sind die ganze Nacht lang hier durchgefahren."

Tote auch in der Provinz

Bei Razzien in der tibetischen Hauptstadt Lhasa nahmen die chinesischen Sicherheitskräfte nach exiltibetischen Angaben Hunderte von Tibetern fest. Wie das exiltibetische Zentrum für Menschenrechte und Demokratie (TCHRD) am Montag aus Indien berichtete, gibt es solche Razzien seit Sonntag.

Die Sicherheitskräfte gingen von Haus zu Haus und nähmen alle verdächtigen Tibeter, insbesondere junge Leute fest. Dabei würden die Tibeter auch geschlagen. Es seien bereits alle früheren politischen Häftlinge aufgegriffen und wieder in Haft genommen worden.

Die Protestbewegung beschränkt sich nicht nur auf die tibetische Hauptstadt Lhasa. Auch aus den drei Provinzen Sichuan, Qinghai und Gansu wurden am Sonntag Demonstrationen gemeldet.

Nach einer Demonstration in Aba (Ngaba) in Sichuan seien acht Tote in das Ngaba Kirti Kloster gebracht worden, berichtete das TCHRD-Zentrum. Bewaffnete Sicherheitskräfte hätten "wahllos in die friedlich protestierenden Tibeter geschossen".

Unterdessen wies China die Vorwürfe des Dalai Lama wegen der gewaltsamen Niederschlagung der Proteste in Tibet zurück. "Eine 'Herrschaft des Terrors in Tibet', wie der Dalai behauptet, ist absoluter Unsinn", sagte ein führendes Mitglied des von Peking kontrollierten Regionalparlaments in Tibet, Legqog, am Montag laut der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua.

Die tibetische Kultur gedeihe in der Region, erwiderte Legqog auf den Vorwurf des Dalai Lama, Peking betreibe einen "kulturellen Völkermord". Es seien die "Separatisten", die die Entwicklung in Tibet hemmten, sagte der Bürgermeister der Hauptstadt Lhasa, Doje Cezhug, laut Xinua.

© AFP/AP/dpa/Reuters/gal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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