Gewalt in Griechenland:Lage bleibt angespannt

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In der griechischen Hauptstadt haben Jugendliche am Morgen mehrere Polizeiwachen angegriffen. In der Nacht erreichten die Proteste auch andere europäische Städte.

Jugendliche haben am Donnerstag in der griechischen Hauptstadt Athen mindestens sechs Polizeiwachen mit Steinen und Flaschen angegriffen. Mehrere Menschen wurden festgenommen, eine Person wurde mit Verletzungen ins Krankenhaus gebracht. Damit setzten sich die Ausschreitungen nach dem Tod eines 15-Jährigen durch Polizeischüsse fort.

Die gewalttätigen Proteste gehen weiter: griechische Demonstranten vor der Polytechnischen Universität in Athen. (Foto: Foto: dpa)

In der Nacht hatten maskierte Jugendliche in Athen und in Thessaloniki wieder Steine und Molotow-Cocktails auf die Polizei geschleudert, die Tränengas einsetzte.

Bei den Aufräumarbeiten schützten sich die Straßenreiniger mit Gesichtsmasken und Schals vor möglichen Tränengasresten, als sie Steine und Barrikaden aus der Nacht wegräumten. Die Lage blieb angespannt. Gruppen von Gymnasiasten und Studenten wollten in der Hauptstadt vereinzelt Straßen blockieren.

Die Polytechnische Universität sowie 15 weitere Hochschuleinrichtungen und rund hundert Schulen in Athen und Thessaloniki sind nach Angaben der Polizei seit Beginn der Woche von Schülern und Studierenden besetzt. In Thessaloniki im Norden des Landes kam es zudem zu Plünderungen in den Bildungseinrichtungen, wie Professoren und Lehrer berichteten. Nach griechischem Recht darf die Polizei innerhalb der Schul- und Universitätsgebäude nicht aktiv werden.

Für Freitag riefen Schüler und Studenten zu einer Kundgebung in Athen auf. Weitere Demonstrationen sind für die nächste Woche geplant.

Proteste greifen auf andere Länder über

Auch außerhalb Griechenlands war es Mittwochabend bei Solidaritätsbekundungen zu Ausschreitungen gekommen. In Madrid, Barcelona, Kopenhagen, Rom und Bologna wurden mehrere Demonstranten festgenommen.

In Madrid wurden in der Nacht neun Randalierer festgenommen, die im Zentrum der spanischen Hauptstadt gegen die Erschießung des jungen Griechen demonstriert und die Scheiben eines Polizeireviers eingeschlagen hatten. Mehrere Beamte wurden nach Angaben der Behörden bei dem Angriff verletzt.

In Barcelona kamen etwa 300 junge Leute zu einer nicht angemeldeten Demonstration zusammen. Die Polizei löste die Kundgebung auf, nachdem Teilnehmer Steine gegen Geschäftsstellen von Banken geschleudert hatten. Die Beamten nahmen zwei Gewalttäter fest, darunter eine junge Griechin.

In Kopenhagen demonstrierten etwa 150 Jugendliche, 63 wurden laut Polizei nach Ausschreitungen festgenommen. In Rom und Sofia hielten Demonstranten Plakate des von der Polizei erschossenen 15-jährigen Alexandros Grigoropoulos hoch. Vor der Botschaft in der italienischen Hauptstadt warfen Aktivisten Autos um, in New York schleuderte ein Passant einen Ziegelstein gegen das Konsulat. In Istanbul sprühten Unbekannte ein Anarchistenzeichen an die Hauswand der Vertretung. In Bordeaux steckten Unbekannte vor dem griechischen Konsulat zwei Autos in Brand. Die Tür der Vertretung wurde beschädigt.

Griechenland erlebt seit dem Wochenende die heftigsten Unruhen seit der Rückkehr zur Demokratie im Jahr 1974. Am Mittwoch hatte zudem ein landesweiter Generalstreik den Konflikt verschärft.

Vier Tage nach dem Tod des 15-Jährigen hatte ein Untersuchungsrichter am Mittwochabend in Athen Untersuchungshaft gegen den Polizisten angeordnet, der den tödlichen Schuss abgegeben hatte. Nach Angaben seines Rechtsanwalts wird er jedoch durch die ballistische Untersuchung der tödlichen Kugel entlastet. So komme der noch nicht veröffentlichte Bericht zu dem Schluss, dass es sich um einen Querschläger gehandelt habe, sagte der Anwalt griechischen Medien. Eine offizielle Bestätigung gab es dafür zunächst nicht.

Der 37-jährige Polizist hatte mehrmals beteuert, lediglich drei Warnschüsse abgefeuert zu haben; das Opfer sei von einem Querschläger getroffen worden.

© AFP/AP/Reuters/dpa/gba/ihe/cgu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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