Gerüchte um Geliebte:Schlammschlacht gegen Seehofer

Horst Seehofer gilt als möglicher Stoiber-Erbe. Jetzt tauchen Berichte aus seinem Privatleben auf, die offenbar darauf abzielen, ihn zu diskreditieren. Die CSU ist empört, doch woher kommen die Gerüchte?

Horst Seehofer ist einer der beliebtesten CSU-Politiker. Er gilt als erster Anwärter für den Posten des CSU-Chefs, falls Edmund Stoiber den Vorsitz niederlegt.

Gerüchte um Geliebte: Horst Seehofer.

Horst Seehofer.

(Foto: Foto: dpa)

Ausgerechnet jetzt, da sich die Führungskrise der Christsozialen dem Siedepunkt nähert, tauchen unschöne Gerüchte um Seehofer auf: Die Bild-Zeitung berichtet, dass der verheiratete Seehofer eine 32-jährige Freundin in Berlin habe, die im vierten Monat schwanger sei.

Das wirft einige Fragen auf: Wer hat ein Interesse daran, Seehofer jetzt zu diskreditieren? Lebt eine spezielle Machart der CSU-Intrige wieder auf? Und vor allem: Woher kommen diese Gerüchte?

Nach Ansicht des CSU-Landtagsabgeordneten Sebastian von Rotenhan, der sich mehrmals explizit für einen sofortigen Stoiber-Abgang ausgesprochen hat, könnte dieser Schmutz aus Stoibers Umfeld kommen.

Bild: Gerüchte nicht von der Staatskanzlei gestreut

Er bedauere seit langer Zeit, "dass im Umfeld der Parteiführung und des Ministerpräsidenten sich offenbar Gewächse entwickelt haben, die da nicht hingehören", sagte Rotenhan am Dienstag im RBB-Inforadio.

Ob die Gerüchte um Seehofers angebliche Geliebte direkt aus der Staatskanzlei lanciert worden seien, könne er nicht sagen. "Aber es kommt auf jeden Fall aus dem Umfeld, aus dem Biotop oder aus dem Ökosystem, das der Ministerpräsident hat wuchern lassen."

Der stellvertretende Chefredakteur der Bild-Zeitung, Jörg Quoos, wies Schuldzuweisungen an die Staatskanzlei zurück: "Die Behauptung, Gerüchte um Minister Seehofer wären gezielt aus dem Umfeld der Staatskanzlei an 'Bild' gestreut worden, ist blanker Unsinn."

Straubinger: Ich glaube nicht, dass das Zufall ist

Der CSU-Bundestagsabgeordnete Max Straubinger vermutete, dass die Berichte auf gezielten Indiskretionen beruhten, die darauf ausgerichtet seien, Seehofer und der CSU zu schaden. "Ich glaube nicht, dass das Zufall ist", sagte er im Deutschlandradio Kultur. Es sei "ein unglaublicher Vorgang, hier private Dinge in die Politik hinein zu tragen. Ich verurteile das aufs Schärfste."

Auch wenn sich die Quellen-Frage im Moment nicht klären lässt, herrscht in der Partei Empörung vor.

CSU-Chef Edmund Stoiber betonte, er finde das Streuen solcher Gerüchte "unanständig". Stoiber betonte: "Horst Seehofer hat mein uneingeschränktes Vertrauen und das Vertrauen der CSU." Der bayerische Ministerpräsident bezeichnete den Bundeslandwirtschaftsminister als ein "politisches Alpha-Tier" und fügte hinzu: "Er ist und bleibt für höchste Ämter erste Wahl."

CSU-Generalsekretär Markus Söder kritisierte den Stil der Berichterstattung als "unerträglich".

Pauli sieht politische Kampagne

CSU-Vizechefin Barbara Stamm betonte: "Das ist unterste Schublade." Stamm vermutet interessierte Kreise hinter dem Bericht. "Hier wurde eine Grenze überschritten. Jetzt sind wir wirklich im untersten Keller gelandet", sagte Stamm. Die aktuelle Situation erinnere sie an ihre eigene Vergangenheit, sagte Stamm, die 2001 nach massivem innerparteilichen Druck als bayerische Gesundheitsministerin zurückgetreten war.

"Ich habe das alles selbst schon einmal erlebt und wünsche es meinem schlimmsten Feind nicht", sagte die stellvertretende CSU-Chefin.

Auch die Fürther Landrätin Gabriele Pauli (CSU) wertete die Berichterstattung über Seehofer als Teil einer politischen Kampagne.

SPD spricht von moralischer Verkommenheit der CSU

"Eine solche Schlagzeile ist das, was man wohl auch in meinem Fall gern gehabt hätte", sagte Pauli. "Es ist der erneute Versuch, einen Politiker durch angebliche Privatgeschichten politisch zu diskreditieren", sagte die Stoiber-Kritikerin. Sie hoffe, dass die Öffentlichkeit erkenne, "dass hier schmutzige Wäsche gewaschen wird, um jemandem bewusst zu schaden".

Landtagspräsident Alois Glück (CSU) wandte sich gegen den Eindruck, dass es sich um eine gesteuerte Aktion aus Teilen der CSU handeln könnte. Er habe keinen Anlass, diese Angelegenheit mit seiner Partei "in Verbindung zu bringen", sagte Glück. Zugleich drückte er sein Bedauern aus, dass das Privatleben eines Politikers Gegenstand der Berichterstattung geworden sei.

Für Bayerns SPD-Vize Florian Pronold ist der Vorgang ein Zeichen, "mit welch üblen Machenschaften innerhalb der CSU agiert wird". Anscheinend solle Seehofer durch gezielte Indiskretionen fertig gemacht werden. "Das Ganze hat Methode und zeigt die moralische Verkommenheit innerhalb der CSU", sagte Pronold.

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