Gerüchte über den Diktator:Das Rätsel Fidel Castro

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So gut wie tot oder gut erholt? Die Frage nach der Gesundheit des Diktators ist zu einem morbiden Spiel geworden, das auch in den USA inzwischen Kontroversen auslöst.

Peter Burghardt

Am Freitag sagte Geheimdienstdirektor John Negroponte der Washington Post, der kubanische Präsident sei so gut wie tot. ,,Alles, was wir beobachten, lässt darauf schließen, dass es nicht mehr lange dauern wird'' - Negroponte gab ihm ,,Monate, nicht Jahre''.

Er folgte denjenigen, die seit Castros Darmoperation Ende Juli mit seinem baldigen Tode rechnen, für die CIA lag er schon vorher regelmäßig im Sterben. Widerspruch kam am Wochenende aus dem US-Kongress. ,,Die offizielle Version ist, dass Castro zurück kommen wird, das haben wir gehört'', berichtete die Demokratin Jane Harman aus Kalifornien.

Kollege William Delahunt aus Massachusetts verriet der New York Times, er glaube den Kubanern, ,,dass Fidel keinen Krebs hat und dass seine Krankheit nicht unheilbar ist''.

Gemeinsam mit acht weiteren Abgeordneten aus beiden Parteien haben die beiden gerade Havanna besucht, es war Washingtons größte Delegation auf der Insel seit der Revolution 1959. Das Bemühen um neue Beziehungen kam aber nur schleppend voran, obwohl Castros Bruder und Nachfolger Raul der Großmacht gerade Kontakte angeboten hat.

"Er wird sich bald zeigen"

Er empfing die Mandatsträger nicht, es gab nur Treffen mit Außenminister Felipe Perez Roque, Parlamentspräsident Ricardo Alarcon und Industrieministerin Yadira Garcia. Von einem politischen Wandel war keine Rede. Doch es gab Neues zu Castro.

Er werde sich bald zeigen, erfuhr Delahunt, was nicht bedeute, dass er demnächst wieder die Tagesgeschäfte führe. ,,Das heißt nicht, dass Fidel wieder an seinem Schreibtisch sitzen wird'', erläuterte Delahunt, ,,das heißt, dass er lebt und sich erholt. Der Übergang zu einer neuen Regierung hat bereits stattgefunden.''

Gestärkt wird die Version von alten Bekannten. Die kommunistische Parteizeitung Granma meldete, der Maximo Lider habe mit Anführern der Regionalparlamente telefoniert und mit Venezuelas Präsident Hugo Chavez. Es waren die ersten Hinweise seit elf Tagen, bei der nachgeholten Feier zu seinem 80. Geburtstag war zuletzt nur ein Entschuldigungsbrief vorgelesen worden.

Castro führe ,,eine bedeutende Schlacht gegen eine ernste Krankheit'', verkündete Chavez. ,,Er hat keinen Krebs, er ist guten Mutes. Wir sind zuversichtlich, dass aus seinen 80 Jahren noch 90 oder 100 werden.''

© SZ vom 19.12.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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