Gerangel um Benneters Nachfolge:"Andrea Nahles spaltet als Person"

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Im SPD-internen Kampf um den Posten des Generalsekretärs deutet alles auf eine Kampfabstimmung zwischen Müntefering-Kandidat Wasserhövel und der Parteilinken Nahles hin. Beide Lager haben inzwischen härtere Bandagen angelegt.

Der SPD-Vorsitzende Franz Müntefering besteht trotz teils heftiger Kritik auf seinem Kandidaten, dem bisherigen Bundesgeschäftsführer Kajo Wasserhövel. Der niedersächsische Partei- und Fraktionsvorsitzende Wolfgang Jüttner sowie der saarländische SPD-Chef Heiko Maas machten sich hingegen für die Sprecherin der Parteilinken, Andrea Nahles, stark. Jüttner warnte Müntefering vor Alleingängen.

Schwierige Zeiten für SPD-Chef Müntefering (Foto: Foto: AP)

Das SPD-Präsidium will am Sonntagabend über die Aufstellung der künftigen Parteispitze beraten. Der SPD-Vorstand soll dann am Montag über die Personalvorschläge für den Karlsruher Bundesparteitag in zwei Wochen entscheiden. SPD-Präsidiumsmitglied Nahles hat parteiintern angekündigt, gegen Wasserhövel zu kandidieren.

Müntefering sagte der Bild am Sonntag: "Ich habe mich für Kajo Wasserhövel entschieden, weil er für den Job die beste Wahl ist." Der designierte Vizekanzler einer großen Koalition fügte hinzu, er werte den Widerstand gegen die Entscheidung für seinen Vertrauten nicht als Misstrauen gegen seine Amtsführung.

In SPD-Kreisen wird bei der Abstimmung über Wasserhövel mit einem knappen Ausgang gerechnet. Nach Informationen der Bass haben 20 der 45 Parteivorstandsmitglieder intern zugesagt, Münteferings Vorschlag zu ignorieren und Nahles zu wählen.

Jüttner sagte der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung: "Das Eintreten vieler in der SPD für eine Wahl von Andrea Nahles zur Generalsekretärin hat nichts damit zu tun, ihr einen Posten zuzuschanzen. Doch brauchen wir in einer großen Koalition im Amt des Generalsekretärs jemanden, der loyal Regierungshandeln vertritt und darüber hinaus eine weitere eigenständige SPD-Position über 2009 hinaus garantiert. Das tut sie." Jüttner rief Müntefering auf, den Konflikt zu entschärfen: "Niemand in der SPD will den Vorsitzenden Müntefering beschädigen. Doch kann er nicht alles allein entscheiden."

Der Sprecher des konservativen Seeheißer Kreises in der SPD, Johannes Kahms, warnte in der Berliner Zeitung vor den Folgen einer Kampfabstimmung. "Können Sie sich vorstellen, dass ein Parteivorsitzender überstimmt wird und dann keine Konsequenzen daraus zieht?", sagte er. Nahles sei "kein Signal der Integration", sagte Kahms und fügte hinzu: "Andrea Nahles spaltet als Person".

Der saarländische SPD-Landesvorsitzende Maas setzte sich in dem Blatt erneut nachdrücklich für die Wahl der 35-Jährigen ein. "Mit ihr ließe sich die SPD-Linke besser in die große Koalition einbinden."

© sueddeutsche.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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