Geplatze Übernahme:Air-Berlin-Tochter Niki vor dem Aus

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1000 Stellen bedroht, 800 000 Tickets womöglich wertlos: Lufthansa zieht ihre Kaufofferte zurück, weil die EU große Bedenken angemeldet hat. Auch die Bundesregierung könnte Millionen verlieren.

Von Caspar Busse und Jens Flottau, München

Lufthansa wird doch nicht wie geplant die österreichische Air-Berlin-Tochter Niki übernehmen und hat ihr Angebot zurückgezogen. Niki steht nun vor dem Aus und stellte am Mittwoch nach Angaben eines Gerichtssprechers einen Insolvenzantrag. Zudem werde der Flugbetrieb eingestellt, teilte die Airline am Abend mit. Damit sitzen Zehntausende Passagiere vorübergehend an ihren Zielorten fest. Etwa 800 000 bereits verkaufte Flugtickets wären wertlos. Die Airline beschäftigt tausend Mitarbeiter, die nun von der Arbeitslosigkeit bedroht sind. Auch die Rückzahlung des Überbrückungskredits von 150 Millionen Euro an die Bundesregierung ist gefährdet. Niki bietet mit einer Flotte von 20 Maschinen Flüge von vielen deutschen Städten zu europäischen Ferienzielen an. Lufthansa begründet ihren Schritt damit, dass eine schnelle Freigabe des Erwerbs durch die EU-Kommission nicht zu erwarten sei. Ursprünglich hatte Lufthansa-Chef Carsten Spohr damit gerechnet, dass Brüssel den Kauf bis Ende Dezember freigibt.

Doch die Behörde befürchtet, dass dann der Wettbewerb leiden werde. Durch den plötzlichen Rückzug der Lufthansa geht Niki nun das Geld aus, zumal Deutschlands größte Fluglinie die Gesellschaft zuletzt mit einer Brückenfinanzierung in der Luft gehalten hat. Diese wird nun eingestellt. Ein Insolvenzantrag für Niki sei vorbereitet und liege "bereits auf der Fensterbank", hatte der Air-Berlin-Generalbevollmächtigte Frank Kebekus bereits in der vergangenen Woche gesagt. Er wickelt derzeit Air Berlin ab, die Mitte August Insolvenzantrag gestellt hatte. Lufthansa wollte ursprünglich große Teile von Air Berlin - Niki, eine weitere Tochtergesellschaft LGW sowie Air-Berlin-Flugzeuge - übernehmen. Für den Kauf von LGW gibt es noch keine Zustimmung der EU-Kommission. Gebilligt ist dagegen, dass Easyjet 25 Air-Berlin-Maschinen und die Basis am Flughafen Tegel übernimmt.

Kebekus will dem Vernehmen nach versuchen, Niki noch an die Ferienfluggesellschaft Condor zu verkaufen, dies wird allerdings durch die Insolvenz deutlich schwieriger. Der Vorstand des Thomas-Cook-Konzerns, zu dem Condor gehört, beschäftigte sich nach Informationen der Süddeutschen Zeitung am Mittwoch mit dem Thema. Der Sprecher der Bundesregierung, Steffen Seibert, betonte, "alternative Käufer standen und stehen bis heute nicht zur Verfügung, trotz allerlei Ankündigungen und der intensiven Bemühungen des Generalbevollmächtigten". Die Bundesregierung bedauere die Entscheidung der EU-Kommission in puncto Niki sehr. "Insolvenz und Grounding von Niki sind jetzt die Folge", sagte Seibert. Auch der von der Bundesregierung organisierte Überbrückungskredit der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) von 150 Millionen Euro kann nun nicht komplett zurückgezahlt werden. "Der Bund wird alles tun, den Schaden für den Steuerzahler zu begrenzen", sagte Seibert. Mit dem Geld konnte der Flugbetrieb bis Ende Oktober weitergehen. Das umstrittene Darlehen war im Sommer vom Bund verbürgt worden.

© SZ vom 14.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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