Gentechnikverbot:Ressort-Gerangel

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Die große Koalition ist nach wie vor uneins über die Ausgestaltung eines Verbots von gentechnisch verändertem Mais. Erneut ist ein Entwurf abgeschmettert worden. Die Gründe dafür sind weniger formell als parteipolitisch.

Die große Koalition streitet über die Ausgestaltung des Anbau-Verbots von gentechnisch verändertem Mais in Deutschland. Die SPD-Fraktion lehnte am Freitag den Gesetzentwurf von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) als zu kompliziert und bürokratisch ab. Vor allem kritisierten die Sozialdemokraten, dass sechs Ministerien nach dem Entwurf einem Verbot zustimmen müssen. Aus Sicht der SPD reicht es, wenn neben dem Agrarministerium auch das Umweltministerium über eine Untersagung befinden würde. Über den Gesetzentwurf wird weiter beraten. Mit einer Entscheidung wird erst im kommenden Jahr gerechnet.

Die EU hat ihren Mitgliedstaaten ein sogenanntes Opt-Out-Verfahren eingeräumt, nach dem sie nationale Verbote für gentechnisch veränderte Organismen (GVO) erlassen können. Die Verbote gelten jedoch als juristisch heikel, da der Anbau einer Pflanze untersagt werden soll, der die EU-Gesundheitsbehörden Unbedenklichkeit bescheinigt haben. Agrar-Konzerne wie Monsanto, Syngenta oder Bayer verdienen mit GVO-Pflanzen Milliarden. Kritiker sehen dagegen Risiken für Umwelt und Gesundheit durch die Pflanzen mit künstlich verändertem Erbgut nicht ausgeräumt. Die GVO-Nutzpflanzen können unter anderem resistent gegen Unkrautvernichtungsmittel oder Schadinsekten sei.

Kritiker des Gesetzentwurfs von Schmidt befürchten, das Bundesforschungsministerium könnte ein GVO-Verbot torpedieren. Forschungsministerin Johanna Wanka (CDU) gilt als aufgeschlossen gegenüber der Gentechnik. Die Gefahr eines Vetos von Wanka will die SPD ausschalten, indem ihr Ministerium nicht am Entscheidungsprozess beteiligt werden soll. Die SPD verlangt zudem, der Bund müsse eine größere Rolle bei der Begründung der Anbauverbote einnehmen als im Entwurf vorgesehen. Schmidt sieht aber die Länder bei den Anbauverboten gefordert. Sie würden sich besser mit regionalen Gegebenheiten auskennen, die für ein Verbot herangezogen werden müssten, argumentiert Schmidt. "Nur so schaffen wir mehr Rechtssicherheit", sagte der CSU-Politiker im Bundestag.

© SZ vom 03.12.2016 / Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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