Gegenkandidat zu Özdemir:Willen will es wissen

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Ein zu Unrecht wenig bekanntes Parteimitglied tritt gegen Cem Özdemir um den Vorsitz der Grünen an. Chancen hat Lars Willen keine, doch zumindest in einem Punkt ist er Özdemir weit überlegen.

Thorsten Denkler, Erfurt

Es könnte eng werden für Cem Özdemir. Seit einigen Tagen, von der Öffentlichkeit noch zu wenig registriert, gibt es einen zweiten Kandidaten für den Parteivorsitz der Grünen. Ein gewisser Lars Willen aus Oldenburg will es wissen.

Unter der Antragsnummer WV-03 begründet er seine Kandidatur: Wenn er auf der Internetseite von Reinhard Bütikofer "richtig informiert wurde", werde ja an diesem Samstag ein neuer Parteivorsitzender gewählt. Den Job will er. Um sich etwa einzusetzen für ein "3 mal 200 Millionen Euro Programm" zur Förderung von Solardächern, Elektroautos und "privater Energieerzeugung". Dazu gehörten "Ein-Familien-Haushalte versorgende Windräder mit eine Förderung von 500 Euro und einem Eigenanteil von 2000 Euro", so steht es wörtlich in dem Antrag.

Nach seiner Rechnung kämen dabei "immerhin 400.000 Energieerzeuger zusätzlich bei einem Einsatz von 200 Millionen Euro Fördergelder" herum. Überdies sollte es "bei Millionen von Energieverbrauchern", die jedes Jahr "aus Taiwan importiert werden" und Strom verbrauchen, kein Problem sein, Strom aus kleinen Windkraftanlagen ins Stromnetz einzuspeisen.

Lars Willen schreibt über sich, er sei 40 Jahre alt, unverheiratet und kinderlos. Er interessiere sich zudem für Kunst, Computer, Motorräder und Politik.

Im Telefonat mit sueddeutsche.de bekräftigte Willen seine Bereitschaft zur Kandidatur. "Das ist der richtige Job für mich", sagte er. Als Parteivorsitzender könne er Gesetze vorschlagen, die gut für die Menschen seien. Aus "persönlichen Gründen" könne er aber leider nicht am Bundesparteitag teilnehmen.

Er sagte überdies, es handele sich nicht um eine Kandidatur gegen Cem Özdemir. Den halte er für einen "guten Mann", dem er wünsche, Parteivorsitzender zu werden. Verzichten wolle er aber nicht. Er würde sich freuen, wenn er gewählt würde.

Mit Parteichefin Claudia Roth hatte Willen im Vorfeld nicht über seine Kandidatur gesprochen, auch nicht mit seinem Landes-, Kreis- und Ortsverband. Die Kandidatur sei seine private Entscheidung gewesen.

Auf der Videoplattform Youtube hat Willen auch ein Bewerbungsvideo eingestellt. In dem Video ist Willen als Avatar zu erkennen. Eine Computerstimme liest das Bewerbungsschreiben an den Bundesvorstand vor. Als Beruf gibt er an, selbständiger Computergrafiker zu sein.

Willen ist damit seinem Kontrahenten Özdemir zumindest technisch überlegen. Der hat auf eine Internetbewerbung bisher verzichtet.

Es ist übrigens nicht Willens erste Kandidatur. Auf dem Bundesparteitag der Grünen 2002 sei er zunächst gegen Bütikofer angetreten, habe dann aber aber auf die Kandidatur verzichtet, weil er Bütikofer doch für den besseren Kandidaten gehalten habe, sagte Willen sueddeutsche.de.

Andere Politiker wie etwa der CDU-Mann Christian Wulff haben in der Vergangenheit gezeigt, dass es manchmal mehrere Anläufe braucht, um zum Erfolg zu kommen. Wenn Özdemir die Delegierten auf diesem Parteitag nicht von sich überzeugen kann, haben die zumindest eine Alternative.

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