Fußball-Weltverband:Blatter tritt ab

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Zeitenwende im Fußball: Der Fifa-Präsident erklärt seinen Rücktritt, nachdem auch sein Generalsekretär in die Korruptionsaffäre verwickelt sein soll.

Von René Hofmann, München

Der umstrittene Präsident des Fußball-Weltverbands Fifa, Joseph Blatter, hat angekündigt, seinen Posten alsbald bei einem außerordentlichen Wahlkongress niederzulegen. Dies teilte der 79-jährige Schweizer am Dienstag in der Fifa-Zentrale in Zürich mit. "Ich stelle mein Mandat zur Verfügung, ich habe hart für Veränderungen und Reformen gekämpft. Aber ich kann das nicht alleine machen", sagte Blatter. Der Schritt kommt überraschend. Zuletzt soll das amerikanische FBI allerdings Korruptions-Ermittlungen gegen den Fifa-Generalsekretär und Blatter-Vertrauten Jérôme Valcke eingeleitet haben. Am vergangenen Mittwoch waren schon sieben hochrangige Fifa-Funktionäre verhaftet worden, unter ihnen zwei Vizepräsidenten des Weltverbands. Die US- sowie die Schweizer Behörden setzten die Fifa mit zwei voneinander unabhängigen Untersuchungen unter Druck. Sepp Blatter war bisher weder Beschuldigter der amerikanischen Behörden, noch ermittelten die Schweizer gegen ihn. Am Dienstagabend berichtete die New York Times allerdings unter Berufung auf US-Justizkreise, dass sich dies zumindest beim FBI geändert haben könnte.

Eine Bestätigung dafür gab es zunächst nicht. Trotz der Affäre war Blatter am Freitag für eine fünfte Amtszeit gewählt worden. "Ich habe gedacht, meine Kandidatur wäre das Beste für diese Organisation", sagte er am Dienstag: "Die Wahl ist nun vorbei, aber die Herausforderungen bleiben. Zwar habe ich das Mandat der Mitglieder, aber es fühlt sich nicht so an, als hätte ich das Mandat der gesamten Fußball-Welt." Die europäische Fußball-Union Uefa hatte vor Blatters Kür mit einem Boykott der nächsten Fifa-WM gedroht und dieses Szenario auch später nie kategorisch verworfen. Am Wochenende wollte sie in Berlin über Konsequenzen beraten. "Es ist meine große Sorge um die Fifa und ihre Interessen, die mich sehr bewegen und mich zu diesem Schritt bewegt haben", sagte Blatter nun: "Was mir mehr als alles andere bedeutet ist, dass wenn alles vorbei ist, der Fußball der Gewinner ist."

Uefa-Präsident Michel Platini kommentierte Blatters Rückzug mit den Worten: "Es war eine schwierige Entscheidung, eine mutige Entscheidung, und die richtige Entscheidung." Wolfgang Niersbach, der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes, der die Beziehungen zur Fifa zuvor "belastet" genannt hatte, sagte: "Das ist die Entscheidung, die absolut richtig ist, die überfällig ist."

Blatter kam 1975 zur Fifa. Bis 1981 wirkte er als Technischer Direktor, danach stieg er zum Generalsekretär auf. Seit 1998 war er Präsident. "Wir brauchen jetzt Zeit, den bestmöglichen Kandidaten für dieses Amt zu finden", sagte er zum Abschied: "Wir müssen große Reformen einleiten." Es soll ein außerordentlicher Kongress einberufen werden, um einen Nachfolger zu wählen. Blatter selbst sprach von einem Termin zwischen Dezember 2015 und März 2016. Ob die Entscheidung über die Neuausrichtung der Verbands-Spitze so lange offenbleiben kann, ist angesichts der Erschütterungen der vergangenen Tage aber fraglich.

© SZ vom 03.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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