Früherer KZ-Wächter:USA wollen Ex-SS-Mann ausweisen

Amerikanische Behörden wollen den heute 85-jährigen Paul Henss abschieben. Er richtete Hunde in Dachau und Buchenwald ab - und beteuert seine Unschuld.

Die Vorwürfe der US-Behörden sind drastisch: Der deutsche Paul Henss, der in Lawrenceville im Bundesstaat Georgia lebt, habe zwischen 1942 und 1944 Hunde zum Einsatz gegen KZ-Häftlinge in Dachau und Buchenwald abgerichtet, teilte das Justizministerium mit. Henss habe dies bei einer Befragung im März zugegeben.

Bei seiner Einwanderung in die USA im Jahr 1955 hatte der frühere SS-Mann Henss seine Nazi-Vergangenheit verschwiegen.

Vor Journalisten erklärte Henss, er habe Hunde für den Einsatz an der Ostfront und zur Bewachung von Häftlingen ausgebildet. Dies mache ihn aber nicht zu einem Kriegsverbrecher. "Ich habe nichts Falsches getan", sagt er. Was mit den Menschen, vor allem den Juden geschehen sei, habe er nicht gewusst.

Mitglied in Hitlers "Leibstandarte"

"Das brutale System der Konzentrationslager hätte nicht ohne die Entschlossenheit von SS-Männern wie Paul Henss funktioniert, der, mit einem scharfen Hund, zwischen den Gefangenen und ihrer Freiheit stand", teilte Ermittler Eli Rosenbaum mit.

Henss sei auch Mitglied der Leibstandarte SS Adolf Hitler gewesen, ein dem Diktator persönlich unterstellter Truppenverband der SS.

Seit 1979 hat die Abteilung für Sonderermittlungen (OSI) im US-Justizministerium nach eigenen Angaben Verfahren gegen 106 Nazi-Täter gewonnen, die in den USA Zuflucht gesucht hatten.

Erst kürzlich war infolge von OSI-Ermittlungen dem früheren KZ-Wächter Martin Hartmann wegen Verwicklung in Nazi-Gräueltaten die US-Staatsbürgerschaft entzogen worden. Hartmann wurde nach Deutschland abgeschoben.

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