Friedensnobelpreis:Glückwunschregen für Gore

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Die Spitzen der deutschen Politik gratulieren dem ehemaligen US-Vizepräsidenten Al Gore und dem UN-Weltklimarat zum Friedensnobelpreis. Die Wahl wird weltweit begrüßt - auch vom Weißen Haus.

Die Verleihung des Friedensnobelpreises an den ehemaligen US-Vizepräsidenten Al Gore und den UN-Klimarat IPCC wird von deutschen Umweltschützern und Politikern einhellig als Signal für stärkere Klimaschutz-Anstrengungen gesehen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gratulierte "von ganzem Herzen", wie das Bundespresseamt am Freitag mitteilte.

Geht runter wie Öl: Weltweite Glückwünsche für den Friedensnobelpreisträger (Archiv). (Foto: Foto: AFP)

Bundespräsident Horst Köhler sieht in der Preisverleihung "ein Zeichen für die Zukunft". Die profunde wissenschaftliche Analyse des Weltklimarates und das unermüdliche Engagement Gores hätten "maßgeblich dazu beigetragen, dass die Gefahren des Klimawandels nicht mehr allein in Expertenzirkeln diskutiert werden, sondern zum Gegenstand einer weltweiten öffentlichen Debatte geworden sind", lobte Köhler in Glückwunschtelegrammen an Gore und den IPCC- Vorsitzenden Rajendra Pachauri. Merkel erklärte: "Die Gefahren des Klimawandels gehören zu den größten Herausforderungen für die Menschheit im 21. Jahrhundert."

Auch Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sieht in der Entscheidung des Nobel-Komitees eine Anerkennung des Klimawandels und seiner "sicherheitspolitischen Auswirkungen als eine der größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts". Steinmeier erhofft sich von der Würdigung "weiteren Schwung" für die internationalen Klimaverhandlungen.

"Amerikas berühmtester Grüner"

Bundesumweltminister Sigmar Gabriel erklärte, mit dieser Entscheidung des Nobelkomitees werde das Thema Klimaschutz in den Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt. Der SPD-Politiker erinnerte aber zugleich kritisch an die Amtszeit des 59-Jährigen, während der sich die USA gegen den Beitritt zum Kyoto-Protokoll entschieden haben. "Die Regierungszeit von Al Gore hat aber auch die Probleme aufgezeigt, die bei der Lösung dieses drängenden Menschheitsproblems bestehen, und mit denen wir heute noch zu kämpfen haben", sagte Gabriel.

Im Kyoto-Protokoll hat sich unter anderem Deutschland auf feste Quoten zur Reduzierung der Treibhausgase verpflichtet. US-Präsident George W. Bush, der 2001 auf Bill Clinton und dessen Vize Gore nachfolgte, lehnt dies ab.

SPD-Chef Kurt Beck dagegen schrieb in einem Glückwunschschreiben an Gore: "Ihr Wirken hat wesentlich dazu beigetragen, die internationale Aufmerksamkeit verstärkt auf den Klimawandel und seine für die ganze Welt verheerenden Folgen zu richten."Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) erklärte, Gores Einsatz gegen Klimawandel sei ein Engagement für die Belange der Entwicklungsländer. Der ehemalige Leiter des UN-Umweltprogramms, Klaus Töpfer, betonte im Deutschlandradio Kultur, Klimapolitik sei auch Friedenspolitik.

Die Grünen-Vorsitzenden Claudia Roth und Reinhard Bütikofer bezeichneten die Wahl Gores und des Weltklimarats als ausgezeichnet. "Amerikas berühmtester Grüner" Gore stehe "für den Aufbruch der USA im Kampf gegen den Klimawandel und gegen die Blockade durch Präsident Bush". Der Vorsitzende der Fraktion Die Linke, Gregor Gysi, sagte: "Klimaschutz ist aktive Friedenspolitik, das ist die wichtige Botschaft der Entscheidung des Nobelpreiskomitees."

Wahl weltweit begrüßt

Der EKD-Ratsvorsitzende, Bischof Wolfgang Huber, sagte, er verstehe die Preisverleihung auch als eine Würdigung all derer, die sich weltweit seit Jahren qualifiziert für den Klimaschutz engagierten. Glückwünsche kamen auch von der Umweltstiftung WWF und dem BUND.

Dagegen nannte der FDP-Vorsitzende Guido Westerwelle die Entscheidung des Nobelkomitees "ziemlich überraschend". "Wir werden die Leistungen Al Gores in seiner Amtszeit noch einmal nachlesen müssen." Gore war unter Präsident Bill Clinton von 1993 bis 2001 Vizepräsident der USA.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zeigte sich "sehr erfreut". Das wegen seiner Umweltpolitik von Gore häufig kritisierte Weiße Haus reagierte ebenfalls positiv. "Natürlich freuen wir uns", sagte Sprecher Tony Fratto. UN-Generalsekretär Ban erklärte, das außergewöhnliche Engagement Gores sei ein Beispiel für die wichtige Rolle, die jeder Einzelne bei der Bewältigung weltweiter Probleme spielen könne. EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso gratulierte dem US-Politiker: "Ihre Beiträge zur Vorbeugung des Klimawandels haben das Bewusstsein in der ganzen Welt erhöht."

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