Fred Sinowatz gestorben:"Ein großer Österreicher"

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Von 1983 bis 1986 war Fred Sinowatz österreichischer Bundeskanzler, in seiner langen politischen Laufbahn bescherte er den Bürgern vieles, was heute selbstverständlich ist. Nun starb er im Alter von 79 Jahren in Wien.

Wolfgang Simonitsch

Beim Parteitag der Sozialdemokraten (SPÖ) am vergangenen Freitag in Linz hat Fred Sinowatz gefehlt. So etwas ist seit 1958 erst zum zweiten Mal vorgekommen. Diesmal lag der Altbundeskanzler im Krankenhaus. Seit 22 Jahren hat er zurückgezogen in seiner burgenländischen Heimat gelebt.

Fred Sinowatz im Jahr 2004 (Foto: Foto: AP)

An runden Geburtstagen wurden oft Fotos vom "Privatgelehrten" publiziert, der, umgeben von randvollen Bücherregalen in seinem Haus in Neufeld am See, historische Studien betrieb. Auch da wirkte Sinowatz wie ein Mann aus einer längst vergangenen Zeit. Oder auch deshalb, weil er sich so gut wie nie politische Kommentare, vor allem nicht über den oft kritischen Zustand seiner SPÖ entlocken ließ.

"Es ist alles sehr kompliziert"

Der Burgenländer war fünfzehn Jahre lang Regierungsmitglied. Von 1983 bis 1986 hat er die erste Koalition der SPÖ mit den Freiheitlichen (FPÖ) als Kanzler angeführt. Nicht freiwillig, sondern weil Bruno Kreisky die absolute Mehrheit und damit die Wahlen verloren hatte und er Sinowatz förmlich drängen musste, die Nachfolge anzutreten. Immer noch häufig zitiert wird ein Sinowatz-Spruch aus dieser Zeit: "Es ist alles sehr kompliziert."

Das war typisch für den stets nachdenklichen Bücherfreund und Weinkenner aus sozialdemokratischem Elternhaus. Wie das zweite, von der politischen Konkurrenz noch immer strapazierte Wort des Altkanzlers: "Ohne Partei bin ich nichts", was ihm als Eingeständnis ausgelegt wurde, "Parteisoldat" zu sein. Nach der Wahl des wegen seiner Vergangenheit im Nationalsozialismus umstrittenen Kurt Waldheim zum Bundespräsidenten trat Sinowatz zurück.

Als Unterrichtsminister hat Sinowatz den Österreichern vieles beschert, das heute selbstverständlich ist: Gratis-Schulbücher, gemeinsamen Unterricht von Knaben und Mädchen - Sinowatz hat vor allem viele Bildungsbarrieren abgebaut. Der schon länger kränkliche Sinowatz ist am Montag im Alter von 79 Jahren gestorben. Bundeskanzler Alfred Gusenbauer sagte, Fred Sinowatz sei ein "großer Österreicher" gewesen.

© SZ vom 12.8.2008/ihe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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