Finanzminister Steinbrück im Urlaub:Jenseits von Berlin

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Finanzminister Steinbrück macht Urlaub in Afrika, schwänzt ein wichtiges G-7-Treffen und brüskiert seine internationalen Kollegen.

Nina Bovensiepen

Es war im Sommerloch 2006, mitten in der Ferienzeit, als Peer Steinbrück die urlaubenden Deutschen verärgerte. In einem Interview mit Hörzu erweckte der Finanzminister damals den Eindruck, er wolle die Bürger ihres Urlaubs berauben. ,,Wir müssen im Zweifel auf eine Urlaubsreise verzichten, um für später vorzusorgen'', sagte der SPD-Minister. Steinbrück erntete harte Kritik - auch, weil er selbst gerade erst von einem Ostsee-Trip zurück war.

Jetzt hat Steinbrück schon wieder Probleme mit einer Urlaubsreise. Der Minister, der das Nashorn einmal als sein Lieblingstier bezeichnete, weilt derzeit in Namibia. Mit Frau und Kindern verbringt der Sozialdemokrat einen lange versprochenen Urlaub in dem südafrikanischen Land. Das wäre an sich kein Problem, weil auch Politiker Erholung von ihrem Job brauchen. In Steinbrücks Fall sind die Umstände des Osterurlaubs aber pikant: Weil der Finanzminister das nächste Wochenende noch mit Ausflügen zu Nashörnern oder anderen Attraktionen zu verbringen gedenkt, wird er wichtige Amtstermine versäumen.

So finden am 14. und 15. April in Washington ein Treffen der Finanzminister der sieben führenden Industrienationen (G7) sowie die Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) statt. Schon in normalen Zeiten sind dies wichtige Termine - umso mehr gilt das in diesen Monaten, in denen Deutschland die EU-Ratspräsidentschaft und den Vorsitz beim Weltwirtschaftsgipfel im Juni im Ostseebad Heiligendamm innehat.

Dass Steinbrück trotzdem in Afrika bleiben und seinen Staatssekretär Thomas Mirow nach Washington schicken will, erregt in Berlin und anderswo die Gemüter. Steinbrück müsse den Urlaub beenden und seine Pflichten erfüllen, forderte am Wochenende Bayerns Wirtschaftsminister Erwin Huber (CSU). Auch einige Kabinettskollegen Steinbrücks haben den Urlaub während der von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sehr wichtig genommenen EU-Ratspräsidentschaft mit Verwunderung registriert. Im Finanzministerium sind laut einem Spiegel-Bericht Beamte verärgert, weil in einigen Referaten der Urlaub gesperrt sei.

Alles Unfug, hieß es Ostermontag dazu von Steinbrücks Sprecher Torsten Albig. Weder würden im Ministerium "die Beamten griesgrämig durchs Haus laufen", noch gebe es flächendeckende Urlaubssperren. Und überhaupt sei die Aufregung maßlos übertrieben. In Washington stünden nur "08/15-Ritualthemen" auf der Tagesordnung, so Albig. Das Treffen sei kein Olymp des politischen Geschäfts, sondern mühselige Bürokratie.

Zudem sei Staatssekretär Mirow "kein Idiot", sondern Experte in den fraglichen Fachgebieten. Daran zweifelt auch niemand. Trotzdem macht es eben einen Unterschied, ob ein Minister selbst anreist oder einen Vertreter schickt.

Was EU-Ratspräsidentin Merkel von Steinbrücks Absenz hält, ist nicht bekannt. Vielleicht liegt das auch daran, dass Merkel selbst sich mit ihrer Urlaubsplanung schon einmal den Vorwurf fehlenden Taktgefühls eingehandelt hat. Als Deutschland 2006 über den Einsatz der Bundeswehr im Libanon diskutierte, weilte die CDU-Vorsitzende in der Sommerfrische.

Statt im Kanzleramt fiel der Entschluss über den Einsatz deutscher Truppen daher in Bayreuth, wohin Merkel die Kollegen Parteichefs einbestellt hatte. Das war nicht sehr elegant, doch zumindest eine Notlösung - die Steinbrück nicht nachahmen kann, weil er dafür zu weit gereist ist.

© SZ vom 10.4. 2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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