FBI-Direktor:Unglückliches Händchen

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Nur wenige Tage nach dieser Anhörung im Washingtoner Senat schickte der Präsident dem FBI-Direktor das Entlassungsschreiben. (Foto: Andrew Harrer/Bloomberg)

Seine öffentlichen Erklärungen trugen James Comey in Washington mehr Tadel als Lob ein. Die Gründe dafür hat er selbst geliefert.

Von Reymer Klüver

Die Affäre um FBI-Direktor James Comey, die jetzt mit seiner Entlassung endete, hatte bereits vor fast einem Jahr im Präsidentschaftswahlkampf ihren Ausgang genommen. Hier die Stationen:

5. Juli 2016

Comey erklärt vor der Presse, dass das FBI seine Ermittlungen in der sogenannten E-Mail-Affäre gegen die Präsidentschaftskandidatin der Demokraten, Hillary Clinton, eingestellt habe. Clinton habe nicht vorsätzlich gegen gesetzliche Bestimmungen verstoßen, gleichwohl aber "außerordentlich leichtsinnig" gehandelt. Clinton hatte als Außenministerin, offizielle E-Mails über ihren privaten Mail-Server geleitet - eine Praxis, die US-Staatsbediensteten untersagt ist. Clinton reagierte erleichtert, weil die Ermittlungen ihren Wahlkampf belastet hatten. Die Republikaner dagegen waren empört, vor allem Donald Trump grollte Comey seither. Erst vor wenigen Tagen twitterte er: "FBI-Direktor Comey war das Beste, was Hillary Clinton passieren konnte, weil er ihr einen Freifahrtschein für viele Untaten ausstellte."

28. Oktober 2016

Comey teilt dem Kongress brieflich mit, dass neue E-Mails in der E-Mail-Affäre um Clinton entdeckt worden seien, die das FBI aber noch untersuchen müsse. Trump lobte ihn umgehend für seinen "Mut", so wenige Tage vor der Wahl die Ermittlungen wieder aufzunehmen.

6. November 2016

In einem weiteren Brief an den Kongress zwei Tage vor der Wahl räumt Comey ein, dass die neuen E-Mails keine weiteren Erkenntnisse gebracht hätten. Das Verfahren gegen Clinton bleibe eingestellt. Das war indes zu spät. Nach Einschätzung des renommierten Demoskopen Nate Silver hatte der erste Brief Comeys einen "großen, messbaren Effekt" auf den Wahlausgang. Clinton selbst glaubt, dass der Republikaner Comey zu ihrer Niederlage beigetragen hat.

20. März 2017

In einer Anhörung im US-Kongress räumt Comey ein, dass seit dem Sommer Ermittlungen beim FBI liefen zu möglichen Absprachen zwischen dem Wahlkampfteam Trumps und russischen Regierungsstellen. Zugleich weist er Behauptungen Trumps zurück, dass dieser auf Anordnung seines Vorgängers Barack Obama überwacht worden sei. Trump reagiert in Tweets und bezeichnet alle Berichte über Verbindungen zwischen Mitgliedern seines Teams und Russland als "Fake News". Auf Nachfrage erklärt der Sprecher des Weißen Hauses, dass der FBI-Chef weiterhin das Vertrauen des Präsidenten besitze, setzt aber ominös hinzu: "zum gegenwärtigen Zeitpunkt".

3. Mai 2017

In einer weiteren Anhörung vor dem Kongress erklärt Comey, dass die erneute Überprüfung von Clintons E-Mail-Verkehr wenige Tage vor der Wahl gerechtfertigt gewesen sei, weil eine Mitarbeiterin Clintons offenbar "regelmäßig" offizielle E-Mails auch auf den privaten Laptop ihres Mannes weitergeleitet habe. Diese Darstellung Comeys, so stellt sich aber bald heraus, ist übertrieben und nicht ganz korrekt. Das liefert den Anlass für Trump, sich von seinem FBI-Direktor zu trennen.

© SZ vom 11.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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