Fall Abu-Jamal:Todesurteil gegen Reporter aufgehoben

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Der vor mehr als 25 Jahren in den USA zum Tode verurteilte Mumia Abu-Jamal darf vorerst nicht hingerichtet werden.

Christian Wernicke, Washington

Das entschied am Donnerstag ein Berufsgericht in Philadelphia. Der inzwischen 53-jährige Aktivist und Journalist, für den sich weltweit Prominente einsetzen und dessen Schicksal von einem globalen Solidaritäts-Netzwerk verfolgt wird, sitzt seit 1982 in einer Todeszelle. Ein Gericht hatte ihn 1982 des Mordes an einem weißen Polizisten für schuldig befunden.

Wird des Mordes beschuldigt: Mumia Abu-Jamal (Foto: Foto: AFP)

Die Entscheidung vom Donnerstag bedeutet jedoch nur einen Teilerfolg für Abu-Jamal. Die drei Richter stellten in Aussicht, das Strafmaß in lebenslange Haft zu umzuwandeln.

Zugleich ließen sie aber zu, dass ein untergeordnetes Gericht binnen 180 Tagen das ehemalige Mitglied der Black Panther erneut zum Tode verurteilen könne.

Der Häftling bestreitet seit einem Vierteljahrhundert vergeblich den Vorwurf, in der Nacht des 9. Dezembers 1981 den weißen Polizisten Daniel Faulkner erschossen zu haben. Vor Jahren hatte ein Berufskiller erklärt, er habe die Tat begangen. In einem früheren Verfahren war dessen eidesstattliche Erklärung jedoch nicht als Beweismittel zugelassen worden.

Die Anwälte von Mumia Abu-Jamal argumentieren, ihr Mandant habe von der Justiz niemals ein faires Verfahren bekommen. So seien etwa bei der Auswahl der Jury 1982 weiße Geschworene bevorzugt worden. In Folgeverfahren sahen sich Richter Vorwürfen der Befangenheit ausgesetzt. 2001 entschied zudem ein Gericht, die Jury sei zu Unrecht in dem Glauben gelassen worden, einstimmig entscheiden zu müssen.

Die Forderung von Abu-Jamal nach einem völlig neuen Prozess erfüllte sich bisher nicht. Dies verlangen auch Menschenrechtsorganisationen, die den Fall als Symbol für ein US-Justizwesen deuten, das weitaus häufiger schwarze Straftäter zum Tode verurteilt als Weiße. In den vergangenen Jahren haben sich unter anderem der Friedensnobelpreis-Träger Desmond Tutu, der Schriftsteller Günter Grass und die Schauspielerin Susan Sarandon für Abu-Jamal eingesetzt. Mehrere Städte, darunter Paris, Venedig, Montreal und San Francisco, erklärten den Journalisten zu ihrem Ehrenbürger. In den US-Medien findet der Fall hingegen kaum Beachtung.

© SZ vom 28.03.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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