Fahndungserfolg:BKA nimmt PKK-Führer fest

Nur wenige Tage nach der Freilassung dreier Deutscher aus der Geiselhaft der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK hat das Bundeskriminalamt in Detmold den mutmaßlichen Deutschlandchef der Organisation Hüseyin A. festgenommen.

Die Bundesanwaltschaft teilte am Dienstag in Karlsruhe mit, der 47 Jahre alte türkische Staatsangehörige kurdischer Abstammung sei bereits am Montag in Detmold verhaftet worden. Der Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs hatte am 17. Juli einen Haftbefehl gegen den Beschuldigten erlassen.

Hüseyin A. sei dringend verdächtig, als professioneller Kader der PKK unter dem Tarnnamen Hüseyin Colak von März bis Juni 2007 Leiter des PKK-Sektors Süd und anschließend bis Juni 2008 Deutschlandverantwortlicher der PKK gewesen zu sein. Deshalb wirft ihm die Bundesanwaltschaft vor, sich als Rädelsführer und "führender Funktionär" an einer kriminellen Vereinigung beteiligt zu haben.

Während seiner Tätigkeit soll er zudem Anfang August 2007 eine 21-jährige Frau mit einer Morddrohung zur Abtreibung gezwungen haben, die ein Kind von einem Stuttgarter PKK-Funktionär erwartete, was die Ermittler als Nötigung in einem besonders schweren Fall werten.

Dem Beschuldigten wurde am Dienstag vom Haftrichter des Amtsgerichts Detmold der Haftbefehl eröffnet; er befindet sich nun in Untersuchungshaft. Mit den weiteren Ermittlungen ist das Bundeskriminalamt beauftragt.

Am Sonntag waren drei bayerische Bergsteiger aus PKK-Geiselhaft im türkischen Grenzgebiet zu Iran am Berg Ararat freigekommen. Die Kurdische Arbeiterpartei hatte mit der Entführung eine Änderung der Kurdenpolitik der Bundesregierung erzwingen wollen.

Kürzlich hatte Innenminister Wolfgang Schäuble den kurdischen Fernsehsender Roj TV in Deutschland verboten. Die PKK wird von der Türkei, der Europäischen Union und den USA als Terror-Organisation eingestuft. Sie kämpft seit 1984 für einen Kurden-Staat im Südosten der Türkei. Ob ein Zusammenhang zu der Entführung besteht, ist unklar. Die Bundesanwaltschaft machte am Dienstagabend keine weiteren Angaben zu den Ermittlungen.

© SZ vom 23.7.2008/segi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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