Ex-Präsidentenberater Magruder:Watergate-Einbruch angeblich auf Nixons Anordnung

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Der frühere US-Präsident hat immer jede Beteiligung an dem Einbruch in die Wahlkampfzentrale der Demokraten im Hotel "Watergate" im Juni 1972 abgestritten. Zu unrecht, wenn sein ehemaliger Berater Jeb Magruder jetzt die Wahrheit sagt.

Magruder, damals Nixons stellvertretender Wahlkampfleiter, äußerte sich in einer Dokumentation des öffentlichen US-Fernsehsenders PBS und in einem Interview der Nachrichtenagentur AP über die Rolle des Ex-Präsidenten.

US-Präsident Richard Nixon bei seiner Rücktrittserklärung im Weißen Haus 1974 (Foto: Foto: AP)

Die Watergate-Affäre führte im August 1974 zum Rücktritt Nixons vom Amt des Präsidenten. Er kam damit einer Amtsenthebung (Impeachment) durch den Kongress zuvor.

Nixon selbst hat von Anfang an jede Beteiligung an dem Einbruch und seiner Vertuschung bestritten. Es konnte später jedoch nachgewiesen werden, dass er selbst schon sechs Tage nach dem Einbruch die Vertuschung der Affäre anordnete.

Magruder erklärte in der PBS-Dokumentation, die am kommenden Mittwoch ausgestrahlt werden soll, er habe gehört, wie der Präsident am 30. März 1972 in einem Telefongespräch mit dem früheren Justizminister und Leiter des Komitees zur Wiederwahl Nixons, John Mitchell, gesagt habe, Mitchell solle mit dem Einbruchs-Plan fortfahren.

Er, Magruder, habe sich an dem Tag mit Mitchell getroffen und sei bei dem Telefonat zugegen gewesen. Er habe Nixons Stimme erkannt.

Bisher hatte Magruder in Aussagen erklärt, Mitchell habe den Einbruch in die Wahlkampfzentrale der Demokraten in Washington abgesegnet und sich nicht weiter zu einer möglichen Mitwisserschaft oder Urheberschaft Nixons geäußert.

Die Einbrecher, die Abhöranlagen in die Büros einbauen wollten, wurden bei der Tat gefasst.

Auf die Frage, weshalb er nicht schon früher gesagt habe, dass Nixon den Einbruch angeordnet habe, sagte Magruder der AP: "Niemand hat mich bisher danach gefragt."

Einige Historiker äußerten Zweifel an der neuen Darstellung. Stanley Kutler, Autor mehrerer Bücher über die Watergate-Affäre, sagte: "Es handelt sich hier um fragwürdige Äußerungen einer fragwürdigen Person." Wenn Nixon ein solches Telefonat mit Mitchell geführt hätte, müsste es im Weißen Haus auf Tonband aufgezeichnet worden sein. Ein solches Band sei aber nie gefunden worden, sagte Kutler.

Nixon hatte sämtliche Telefongespräche im Weißen Haus auf Band aufzeichnen lassen, wie im Zuge der Watergate-Ermittlungen herauskam. Diese Bänder spielten bei den Untersuchungen der Affäre eine wichtige Rolle. Auch der Direktor der Nixon-Bibliothek, John Taylor, sagte, es gebe keine Beweise, dass Nixon den Watergate-Einbruch angeordnet habe.

Magruder hatte sich im Zuge der Watergate-Ermittlungen der Verschwörung und des Meineides schuldig bekannt und saß sieben Monate im Gefängnis.

Einige der Hauptbeteiligen der Watergate-Affäre sind inzwischen gestorben, darunter im April 1994 Präsident Nixon.

(sueddeutsche.de/AP)

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