König Abdullah ist am Dienstag als erster saudi-arabischer Monarch im Vatikan empfangen worden. Papst Benedikt XVI. begrüßte den offiziellen Hüter der heiligen Stätten des Islam von Mekka und Medina mit betonter Herzlichkeit.
Das katholische Kirchenoberhaupt ging mit weit ausgebreiteten Armen auf den saudischen König zu und reichte ihm vor zahlreichen Fernsehkameras beide Hände. Danach sprachen beide 30 Minuten lang über "interkulturellen und interreligiösen Dialog", wie der Vatikan mitteilte. Auch die politische Lage im Nahen Osten und der israelisch-palästinensische Konflikt waren Gegenstand des Gesprächs.
Das Treffen erfolgte auf Wunsch des Monarchen, betonte der Vatikan ebenfalls. Abdullah befindet sich derzeit auf einer längeren Europareise und wird am heutigen Mittwoch in Berlin erwartet, wo er von Kanzlerin Angela Merkel empfangen wird.
Der 84-jährige König gilt im eigenen Land als vergleichsweise reformgeneigt. Der Wahabismus, eine äußerst strenge puritanische Auslegung des sunnitischen Islam, ist aber Staatsreligion. Der Bau christlicher Kirchen ist nicht gestattet, diskriminiert werden aber auch Schiiten und andere islamische Gruppierungen.
In Saudi-Arabien lebt etwa eine Million Christen als Gastarbeiter aus anderen Staaten. Der Vatikan ist auch deshalb seit langem an einer Verbesserung der Beziehungen zu dem arabischen Land interessiert. Zudem sucht Benedikt XVI. verstärkt den Dialog mit der muslimischen Welt.
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch, die 2006 erstmals das Land besuchen durfte, verwies auf einen starken Anstieg der Zahl der Hinrichtungen in jüngster Zeit. Sie kritisierte die krasse Diskriminierung der Frauen und der religiösen Minderheiten.