Ermittlungen gegen "Schraubenkönig" Würth:Vorwurf der politischen Einflussnahme

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Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Steuerhinterziehung gegen Milliardär Würth - "geräuschlos". So wollte es angeblich die regierende CDU.

Die Ermittlungen gegen den baden-württembergischen Unternehmer Reinhold Würth wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung sorgen für politischen Zündstoff. Die oppositionelle SPD verlangte am Montag Aufklärung über die Rolle von Ministerpräsident Günther Oettinger und Finanzminister Gerhard Stratthaus (beide CDU).

Unternehmer Reinhold Würth (Foto: Foto: dpa)

Der stellvertretende SPD-Fraktionschef, Nils Schmid, sagte in Stuttgart: "Die Landesregierung muss den Verdacht ausräumen, dass sie auf eine geräuschlose Erledigung des Falles Würth drängt."

Sowohl der Stratthaus als auch Regierungschef Oettinger und Justizminister Ulrich Goll (FDP) sollen einem Bericht des Spiegel zufolge seit längerem über das Verfahren informiert sein. Ermittler klagten über den spürbaren Druck aus der Politik, das Verfahren möglichst ohne öffentliche Verhandlung abzuwickeln, berichtete das Nachrichtenmagazin. Regierungskreise wiesen die Darstellung zurück.

Laut Spiegel droht Würth eine Geldbuße in Höhe von 40 Millionen Euro. Gegen den Gründer des Befestigung- und Montagekonzerns und Multi-Milliardär wird seit einem Jahr ermittelt. Dem Bericht zufolge feilschen seine Anwälte und die Stuttgarter Oberstaatsanwältin Annette Jarke seit Monaten um die exakte Höhe der möglicherweise hinterzogenen Steuern, weil beide Parteien die Steuergesetze unterschiedlich auslegen.

Unabhängig davon wollten Würths Anwälte verhindern, dass es zu einer öffentlichen Hauptverhandlung vor Gericht komme. Sie streben demnach einen Strafbefehl an, der maximal eine Strafe von einem Jahr auf Bewährung und eine Geldstrafe zulässt. In Würths Fall sei die Rede von einer Geldbuße von rund 40 Millionen Euro. Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Stuttgart wollte keine Stellungnahme zum Stand des Verfahrens abgeben. Sie verwies auf das Steuergeheimnis.

Angeblich Steuerhinterziehung in Millionenhöhe

Nach dem Bericht sollen Würth und fünf weitere Personen aus dem Konzernumfeld Steuern in Millionenhöhe hinterzogen oder Beihilfe dazu geleistet haben. Dem Magazin zufolge beanstandet die Staatsanwaltschaft vor allem eine Vermengung privater und geschäftlicher Aufwendungen sowie fragwürdige Verrechnungen zwischen inländischen und ausländischen Konzernteilen.

Würth-Sprecherin Sarah Meckel erklärte am Montag, man arbeite mit den Behörden zusammen. Zu konkreten Inhalten der Ermittlungen gab sie keine Stellungnahme ab.

Das Unternehmen hat es in der 60-jährigen Firmengeschichte vom Zwei-Mann-Betrieb zum Global Player geschafft: Unter der Führung von Reinhold Würth wurde aus einem Schraubenhandel ein Weltmarktführer mit mehr als 100.000 Produkten für Befestigungs- und Montagetechnik.

Dazu gehören Schrauben und Schraubenzubehör, Dübel, Werkzeuge und chemisch-technische Produkte, Möbel- und Baubeschläge, Arbeitsschutzkleidung. Die Adolf Würth GmbH & Co. KG erwirtschaftete eigenen Angaben zufolge im Geschäftsjahr 2006 einen Umsatz von 967 Millionen Euro.

Zum 1. März 2006 übernahm Bettina Würth den Beiratsvorsitz der Würth-Gruppe von ihrem Vater Reinhold Würth. Er fungiert nun als Ehrenvorsitzender des Beirats und bleibt Vorsitzender des Stiftungsaufsichtsrats, wie das Unternehmen auf seiner Internetseite mitteilte.

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