Entscheidender Bundesstaat:Republikaner geben Kampf um Virginia auf

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George Allen, bisher Senator und Shootingstar der Republikaner, hat seine knappe Niederlage eingeräumt und verzichtet auf eine Neuauszählung der Stimmen. Die Demokraten dominieren nun beide Kammern - die Bush-Regierung will ihre Außenpolitik dennoch nicht verändern.

Trotz des Wahlerfolges der Demokraten soll sich nach Angaben des US-Außenministeriums an der Politik gegenüber Nordkorea, dem Iran sowie dem Nahen und Mittleren Osten nichts Wesentliches ändern.

Wurden ihm rassistische Bemerkungen zum Verhängnis? George Allen hat aufgegeben. (Foto: Foto: Reuters)

Die US-Regierung sei überzeugt, schon jetzt die "richtige Haltung" im Umgang mit diesen Themen zu haben, betonte der Sprecher des US-Außenministeriums, Sean McCormack, in Washington. "Ich sehe keinen wesentlichen Wechsel unseres Kurses", sagte er.

Demokratische Mehrheit offiziell

US-Präsident George W. Bush muss sich in den verbleibenden zwei Jahren seiner Amtszeit mit einer Mehrheit der oppositionellen Demokraten in beiden Kammern des Parlaments arrangieren.

Nachdem bereits kurz nach den Kongresswahlen am Dienstag der Verlust der republikanischen Mehrheit im Abgeordnetenhaus festgestanden hatte, wurde nun auch der Mehrheitsverlust im Senat zur Gewissheit.

Der republikanische Senator George Allen aus Virgina hatte zuvor seine knappe Niederlage eingeräumt. Er sehe keine Möglichkeit mehr, den Vorsprung des demokratischen Kandidaten aufzuholen, sagte Senator George Allen gestern in Richmond. Er kündigte an, das Ergebnis nicht anzufechten und auf eine Neuauszählung der Stimmen zu verzichten.

Wiedereroberte Kontrolle

Eine erste Überprüfung der Abstimmung vom Dienstag habe keine Hinweise auf gewichtige Unregelmäßigkeiten ergeben, sagte Allen. In Virginia hatte der demokratische Herausforderer Jim Webb der ersten Auszählung zufolge einen hauchdünnen Stimmenvorsprung von etwa 7000 Stimmen vor dem Favoriten Allen erzielen können.

Mit dem Senatssitz in Virginia haben die Demokraten im künftigen Senat die entscheidende Mehrheit von 51 der 100 Stimmen. Denn neben ihren eigenen 49 Sitzen können sie noch auf die Stimmen zweier parteiloser Senatoren zählen.

Nach zwölf Jahren fast ununterbrochener republikanischer Mehrheiten kontrollieren die Demokraten damit wieder beide Häuser des Parlaments.

Die Mehrheit der Demokraten im Repräsentantenhaus hatte schon kurz nach der Wahl am Dienstag festgestanden. Dort stellen sie künftig mindestens 230 der 435 Abgeordneten, die Republikaner kommen noch auf mindestens 196. Die Ergebnisse aus neun Wahlkreisen stehen noch aus.

Der Republikaner Allen war einer der bekanntesten Nachwuchspolitiker des US-Senats. In den 90er Jahren regierte er Virginia als Gouverneur, im Jahr 2000 wurde er in den Senat nach Washington gewählt.

Ende einer Präsidentschaftshoffnung

Er galt lange als politisches Jungtalent und möglicher Anwärter auf die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner. Diese Hoffnung muss Allen US-Kommentatoren zufolge nun vermutlich aufgeben.

In den Senatswahlkampf war er mit großem Vorsprung vor seinem demokratischen Gegenkandidaten Webb gegangen. Sein Wahlkampf war dann aber von Pannen und Ausrutschern geprägt. Unter anderem wurde ihm vorgeworfen, einen Mitarbeiter von Webb rassistisch beleidigt zu haben.

Der Demokrat Webb ist ein hoch dekorierter Vietnam-Kriegsveteran. Während der Amtszeit des früheren US-Präsidenten Ronald Reagan war der heute 60-Jährige Chef der Kriegsmarine.

US-Präsident Bush hat bereits erste Gespräche mit den Demokraten aufgenommen, um Möglichkeiten der Zusammenarbeit auszuloten. Wie das Außenministerium später mitteilte, sehe die Regierung jedoch keinen Anlass, Wesentliches am bisherigen Kurs in der Außenpolitik zu ändern.

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