Entschädigungen wegen NS-Massakern:Berlin widerspricht Rom

Die Bundesregierung will sich vor dem Internationalen Gerichtshof gegen neue Entschädigungsansprüche wegen Nazi-Unrecht wehren. Denn sie befürchtet eine "Welle von Klagen".

Deutschland will gegen Italien klagen, um sich gegen neue Entschädigungsansprüche wegen Massakern im Zweiten Weltkrieg zu wehren. "Die Bundesregierung beabsichtigt, das vom Internationalen Gerichtshof klären zu lassen", sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amts in Berlin.

Eine Skulptur erinnert an die Opfer der Nazi-Besatzer im toskanischen Ort Sant'Anna di Stazzema. Deutschland will sich dagegen wehren, für solche Massaker Entschädigungen zahlen zu müssen. (Foto: Foto: AP)

Nach einem Bericht des Spiegels will die Regierung in Den Haag argumentieren, dass hoheitliches Handeln von Staaten, etwa durch ihre Armee, durch die sogenannte Staatenimmunität geschützt sei. Diplomaten befürchteten sonst eine "Welle von Klagen gegen historisches Unrecht" auch in vielen anderen Staaten. Das würde zu "weltweiter Rechtsunsicherheit" führen.

Berlin reagiert damit auf eine Entscheidung des obersten italienischen Gerichtshofs. Das hatte vor einigen Tagen entschieden, dass Deutschland Entschädigung zahlen muss. Seitdem drohe die Pfändung deutschen Besitzes in Italien, schreibt der Spiegel.

Es geht um ein Massaker 1944 im norditalienischen Civitella, bei dem Wehrmachtssoldaten 203 Menschen getötet hatten. Derzeit sind laut S piegel in Italien 51 ähnliche Verfahren anhängig.

Deutschland hatte bereits 1961 eine Entschädigungsvereinbarung mit der Regierung in Rom geschlossen und danach 40 Millionen Mark an Leistungen als Wiedergutmachung gezahlt.

© AFP/dpa/gal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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