Endlager:Atomklo gesucht

Endlich weiß dieses Land, wie viel nuklearen Müll es eines Tages irgendwo unterzubringen hat.

Von Michael Bauchmüller

Deutschland hat seit Mittwoch gut 300 000 Kubikmeter neue Probleme, und das endlich ganz offiziell. 300 000 Kubikmeter zusätzlicher Atommüll wird in den nächsten Jahrzehnten sicher verschwinden müssen. Nicht, dass es den Müll vorher nicht gegeben hätte. Es hat nur keiner groß darüber gesprochen, dass etwa die Fässer, die aus dem Endlager-Desaster Asse herauskommen sollen, auch irgendwo wieder reinmüssen.

Darin liegt der Wert der Atommüll-Inventur, die die EU-Kommission verlangt hat: Sie legt offen, worüber keiner gern spricht. Deutschland hat, wie alle Atomkraft-Länder, ein Problem, aber keine Lösung. Mehr noch, die Lösung wird hierzulande noch komplizierter: Nicht mehr nur für Castoren muss nun ein Endlager her, sondern auch für rostende Fässer und Reste der Urananreicherung. Alles Müll, über den keiner gern spricht.

Es gibt ihn aber. Und es wird in nicht allzu ferner Zukunft in diesem Land einen Ort geben müssen, den man getrost als Atomklo der Republik wird bezeichnen dürfen. Noch kann sich auch diese Koalition entspannt zurücklehnen, noch sucht schließlich die Endlagerkommission nach einer Lösung; und solange sie sucht, muss niemand finden. Wenn es aber so weit ist, dann wird nur eines Vertrauen schaffen: schonungslose Offenheit und Transparenz. Und sei es auch nur über die genauen Mengen an Müll.

© SZ vom 13.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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