Elektroschrott:Nur scheinbar ohne Wert

Die Verwertung von Elektroschrott muss in der EU besser überwacht werden. Vorbilder dafür gibt es längst.

Von Michael Bauchmüller

Wie wertvoll ausgediente Elektrogeräte sein können, hat nicht erst der Dieb in der Nähe von Soest bewiesen. Die Polizei befreite ihn kürzlich aus einem Container, in dem er stecken geblieben war - bei dem Versuch, jenen Elektroschrott zu klauen, der seinen Besitzern nichts mehr wert war. Wenn der Prozessor zu langsam wird, der Akku nicht mehr lädt oder schlicht mal wieder Zeit für ein neues Handy ist, verwandelt sich in Europa so manches technisches Wunderwerk binnen weniger Jahre in Schrott. Nur wertlos wird es nicht.

Seit Jahren versucht die EU, diese Werte im Schrott zu sichern. Die Geräte sollen zerlegt und wertvolle Rohstoffe nach Möglichkeit recycelt werden; schließlich ist so manche verbaute Ressource am Weltmarkt knapp und teuer. Genutzt hat es offenbar wenig: Nur rund ein Drittel des Elektroschrotts landet dort, wo er hingehört, hat eine Studie ergeben. Der Rest endet in der Mülltonne oder, über eine wahre Wertstoff-Mafia, in Afrika. Nicht selten müssen dort Kinder die Geräte zerlegen.

Selbst neue Regeln, nach denen hierzulande demnächst der Handel Elektrogeräte zurücknehmen muss, werden nicht viel ändern - wer schleppt schon alte Kühlschränke oder Rasierer in den Elektromarkt? Dabei gibt es gerade in Deutschland Erfahrungen, wie sich unerwünschter (Dosen-)Müll vermindern lässt: mit einem genügend hohen Pfand. So erhielte der "Schrott" endlich seinen Wert zurück.

© SZ vom 01.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: