Eklat im britischen Parlament:Fuchsjagd-Anhänger bedrohen Abgeordnete

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Fünf Befürworter der Fuchsjagd sind während einer Debatte in den Sitzungssaal des britischen Unterhauses eingedrungen und haben dort Abgeordnete bedroht. Der beispiellose Vorfall ereignete sich nur zwei Tage, nachdem es einem als Batman verkleideten Demonstranten gelungen war, auf den Buckingham-Palast zu klettern.

Die schreienden und wild gestikulierenden Eindringlinge wurden im Parlament schnell überwältigt. Die Debatte über das geplante Verbot der Fuchsjagd musste für eine halbe Stunde unterbrochen werden. Einzelne Abgeordnete und politische Korrespondenten sagten, so etwas habe es in der langen britischen Parlamentsgeschichte noch nie gegeben.

Aufruhr im britischen Unterhaus (Foto: Foto: AP)

Unerklärliche Sicherheitspanne

Die Polizei konnte die Sicherheitspanne zunächst nicht erklären: Das sowieso schon streng bewachte Parlament wurde am Mittwoch noch zusätzlich von Hundertschaften der Polizei abgeschirmt, weil vor dem Gebäude Tausende von Fuchsjagd-Anhängern demonstrierten.

Im Fernsehen spekulierten Journalisten, jemand müsse den Fünf mit seinem Sicherheitspass Zugang zum Parlament verschafft haben. Auf ihrem Weg in den Sitzungssaal hätten sie auch das Büro von Premierminister Tony Blair passiert.

Vor dem Parlament kam es zu blutigem Auseinandersetzungen. Einige Demonstranten wurden Blut überströmt weggetragen. Wie Scotland Yard mitteilte, hatte eine wütende Menge versucht, ein Absperrgitter zu durchbrechen, um zum Parlament zu stürmen. Die Zahl der Demonstranten lag nach Polizei-Angaben bei bis zu 10 000, nach Darstellung der Veranstalter bei 20 000.

Schlimmer als bei Demos gegen den Irak-Krieg

Ein Teil der Demonstranten bewarf die Polizei mit Feuerwerkskörpern, Steinen und Stöcken, die Polizei prügelte mit Gummiknüppeln auf die vorstürmende Menge ein. In London war es schon lange nicht mehr zu solchen Szenen gekommen, auch nicht bei den Demonstrationen gegen den Irak-Krieg mit bis zu einer Million Teilnehmern.

Die Labour-Mehrheit im Unterhaus hat schon mehrfach für ein sofortiges und vollständiges Verbot der Fuchsjagd gestimmt, da die Hetzjagd mit Hunden Tierquälerei sei. Die Befürworter der Jagd sprechen dagegen von einer erhaltenswerten Tradition, von der Tausende Arbeitsplätze abhingen. Der Filmschauspieler und Oscar-Preisträger Jeremy Irons sagte am Mittwoch: "Ich glaube, dass nur Freiheiten beschnitten werden sollten, die anderen schaden. Die Jagd gehört nicht dazu."

Trotz des klaren Unterhaus-Votums war das Verbot in der Vergangenheit immer wieder am Einspruch des Oberhauses gescheitert. Diesmal will sich die Regierung aber über den Willen der Lords hinwegsetzen.

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