Ein Jahr nach dem Tsunami:"Keiner von ihnen wird vergessen"

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Es war 8:15 Uhr, am 26. Dezember 2004, als die Katastrophe über die indonesische Provinz Aceh hereinbrach. Dort gab eine Sirene heute, genau ein Jahr danach, das Signal für eine Schweigeminute. Auch in anderen betroffenen Ländern haben Zehntausende der mehr als 220.000 Opfer gedacht.

Tausende von Einheimischen und Ausländern kamen in Thailand zusammen, um gemeinsam an die Toten zu erinnern. Auch in Sri Lanka und Indien beteten zahlreiche Menschen in religiösen Zeremonien für die Opfer der Flut, bei der auch 537 Deutsche starben.

Stilles Gedenken: Kinder in der südindischen Stadt Chennai zünden eine Kerze an. (Foto: Foto: Reuters)

Entschlossenheit zum Neuanfang

Am schwersten wurde bei der Jahrhundertkatastrophe vom 26. Dezember 2004 der Norden der indonesischen Insel Sumatra getroffen, wo schätzungsweise 170.000 Menschen starben. Dort traf die Flutwelle zuerst und mit der größten Gewalt ein. Der indonesische Präsident Susilo Bambang Yudhoyono hob bei einer Gedenkzeremonie nahe dem Meer die Entschlossenheit der Überlebenden zum Neuanfang hervor. "Sie erinnern uns daran, dass das Leben schön und es den Kampf wert ist", sagte der Staatschef. Anschließend besuchte Yudhoyono ein Massengrab, in dem etwa 47.000 Tote beerdigt wurden.

Clinton: Es muss noch viel mehr getan werden

UN-Generalsekretär Kofi Annan sagte in einer Videobotschaft, die während der Zeremonie in Banda Aceh gezeigt wurde, die Katastrophe sei "so brutal, so schnell und so umfassend gewesen, dass es uns immer noch schwer fällt, sie ganz zu begreifen". Zugleich habe sie aber auch ein beispielloses, weltweites Echo ausgelöst. Der UN-Sonderbeauftragte zur Bewältigung der Tsunamifolgen, der ehemalige US-Präsident Bill Clinton, sagte ebenfalls in einer aufgezeichneten Botschaft, dass beim Wiederaufbau schon einiges geschehen sei. Es müsse allerdings "noch viel mehr" getan werden.

Zu den Feierlichkeiten in Thailand waren zahlreiche Angehörige von ausländischen Touristen angereist, die von den Flutwellen getötet worden waren. Etwa die Hälfte der nach offiziellen Angaben etwa 5400 Todesopfer in Thailand waren westliche Urlauber. Entlang der Südwestküste des Königreichs wird bei insgesamt sieben von der Regierung organisierten Veranstaltungen der Toten gedacht.

Daneben waren noch zahlreiche private Feierlichkeiten geplant. In Sri Lanka kamen die Menschen zu christlichen, hinduistischen buddhistischen und muslimischen Gottesdiensten zusammen, sie zündeten Öllampen an und gaben Almosen, um Segen für die Opfer zu erbitten. Überlebende versammelten sich an Massengräbern. Landesweit war zu zwei Schweigeminuten für die mehr als 30.000 Toten aufgerufen worden.

"Schmerzvolle, aber wichtige Lektion"

Die zentrale Gedenkfeier fand in Pereliya im Süden des Inselstaats statt, wo die Flutwellen einen vollbesetzten Expresszug aus den Gleisen warfen. Bei dem Unglück waren mehr als 1200 Menschen ums Leben gekommen. Sri Lankas Präsident Mahinda Rajapakse rief seine Landleute zur Einheit auf. "Die Katastrophe hat uns die schmerzvolle, aber wichtige Lektion erteilt, dass die Menschen dieses Landes zusammenhalten und zusammenarbeiten müssen", betonte er in einer Rede.

Bei Feierlichkeiten an der Südküste Indiens sowie auf der indischen Inselkette der Andamanen und Nikobaren kamen Überlebende ebenfalls zu Gebeten zusammen und weihten Gedenkstätten für die mehr als 12.000 Toten ein. Im Bundesstaat Tamil Nadu versammelten sich etwa 1000 Schulkinder an einem Strand, an dem mehr als 300 von der Flut getötete Kinder begraben sind. In Tamil Nadus Hauptstadt Chennai blieben die Fischerboote im Hafen. Als Zeichen der Trauer standen die Fischer am Meer, jeder mit einer schwarzen Flagge in der Hand, wie das Fernsehen berichtete.

Wieczorek-Zeul: "Keiner und Keine von ihnen ist vergessen"

Auch Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) gedachte der Getöteten und Vermissten. "Keiner und Keine von ihnen ist vergessen", sagte Wieczorek-Zeul am Vorabend des Jahrestages in Berlin. Die Bundesregierung tue alles, damit die Menschen in den gefährdeten Regionen möglichst bald ein funktionierendes Warnsystem nutzen können. Dazu setze Berlin etwa 45 Millionen Euro ein. "Nur so kann verhindert werden, dass sich eine solche Tragödie wiederholt."

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