Ehemaliger US-Geheimdienst OSS:Das Who is Who berühmter US-Spione

Lesezeit: 2 min

Das amerikanische Nationalarchiv hat geheime Akten berühmter Geheimdienst-Agenten veröffentlicht. Der Historiker Arthur Schlesinger war nur einer von vielen.

Das Nationalarchiv der USA hat 35.000 bisher streng geheimer Personalakten einstiger Geheimdienstmitarbeiter veröffentlicht. Es handelt sich um detaillierte Informationen über Agenten, die während des Zweiten Weltkriegs für den Nachrichtendienst OSS, dem Vorgänger des CIA, tätig waren.

Auch der Historiker Arthur war ein Spion des OSS. (Foto: Foto: AP)

Zu den ehemaligen Spionen zählen der Historiker Arthur Schlesinger, der Fänger der Baseball-Mannschaft "Boston Red Sox", Moe Berg, sowie die Söhne des Schriftstellers Ernest Hemingway und des früheren US-Präsidenten Theodore Roosevelt.

Die früheren CIA-Direktoren Allen Dulles und William Casey gehörten ebenso zum OSS wie Supreme-Court-Richter Arthur Goldberg, der Anwalt für Menschenrechte Ralph Bunche und der frühere Hollywood-Star Sterling Hayden, bekannt aus Stanley Kubricks "Dr. Seltsam".

Neben den Personalakten veröffentlichte das Nationalarchiv auch 750.000 Seiten über geheime Einsätze, Fotos, Reisedokumente und Arbeitsverträge.

Ian Flemming half bei der Gründung des OSS

Auch wenn das Office of Strategic Services (OSS) nur wenige Jahre existierte - von Anfang der 1940er Jahre bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges - seine Geschichte ist deswegen nicht weniger spektakulär, wie die britische Times berichtet.

1942 wies der damalige US-Präsident Roosevelt den Major General und New Yorker Anwalt Wiliam Donovan an, ein Modell für einen völlig neuen Geheimdienst nach dem Vorbild des englischen Geheimdientes MI6 zu entwerfen - ein Novum in den USA.

Vor dem Krieg gab es in den USA nichts Vergleichbares, schreibt die Times weiter. Doch unter Donovan entwickelte sich das OSS schnell zu einem effektiven Informationsinstrument: Akribisch sammelte man Pläne des Feindes, entschlüsselte Nachrichten und engagierte Agenten und Doppel-Agenten wie etwa den britischen Spionageexperten und James-Bond-Autor Ian Fleming.

Ein halbes Jahrhundert im Unklaren

Bislang ging man davon aus, dass bis zu 13.000 Spione für den Geheimdienst tätig waren, schätzt der Präsident der OSS-Gesellschaft, Charles Pinck. Doch in den Archiven fänden sich nun fast 24.000 Namen einstiger Spione, die zwischen 1940 und 1942 für die Organisation arbeiteten: "Das OSS war viel größer als sie immer sagten."

Dass bislang nur wenig über den Dienst bekannt ist, verwundert nicht. Denn die OSS-Spione waren zum Stillschweigen verpflichtet. Ein Gebot, an das sich viele noch Jahrzehnte später gebunden fühlten. Walter Mess beispielsweise, der für verdeckte Operationen in Polen und Nordafrika zuständig war, ließ seine Familie mehr als 50 Jahre über seine wahre Tätigkeit im Unklaren. Erst kürzlich habe er seiner Frau, mit der er seit 62 Jahren verheiratet sei, von seiner Arbeit für das OSS erzählt, sagt er. "Mir wurde gesagt, ich solle den Mund halten", begründet der heute 93-jährige Mess seine Verschwiegenheit.

"Es ist ungeheuerlich", sagt die ebenfalls 93 Jahre alte Elizabeth McIntosh aus Woodbridge im US-Staat Virginia. "Nach all den Jahren haben sie nun endlich beschlossen, die Namen preiszugeben", staunt die ehemalige OSS-Agentin. "All den Leuten wurde befohlen, niemals zu erwähnen, dass sie beim OSS waren."

Das OSS war insgesamt zwar erfolgreich, doch nicht alle Aktivitäten waren klug durchdacht. So hat der Geheimdienst unter anderem Widerstandskämpfer von Maos Roter Armee trainiert. Damals hielt man das für eine gute Möglichkeit, um die Achsenmächte in dieser Region zu kontrollieren und zu schwächen. Ein Irrtum.

© AP/pir/bica - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: