DVB-T2:Das unaussprechliche Fernsehen

Umrüstung auf eine neue Technik - jetzt schon das zweite Mal in zehn Jahren.

Von Claudia Tieschky

Fernsehen ist nicht mehr so, wie es mal war - nicht im Programm, und nicht bei der Technik. So wie es inzwischen bestimmt 200 " Tatort"-Kommissare gibt, so gibt es auch verwirrend viele Arten, Fernsehen zu empfangen. Bisher hatten Menschen, die sich damit nicht befassen, sondern einfach nur wie immer fernsehen wollten, eine letzte Möglichkeit, die Masse exotischer Spartenprogramme, Vertragsmodelle und Kombidienste zu ignorieren: Es gab bis jetzt das kleine TV-Gärtlein per Antenne, wo man wenig bekam, auf dem Land oft nicht mal Privatsender, aber auch wenig darüber nachdenken musste. Damit ist bald überall Schluss.

Die Freunde dieses Minimalismus werden nun irritiert sein, sogar verärgert. Das zweite Mal in zehn Jahren mutet man ihnen zu, auf eine neue Technik umzurüsten, sie heißt jetzt DVB-T2, noch unaussprechlicher als die letzte. Privat-TV gibt es da in HD, aber nicht mehr umsonst.

Die aus dem Gärtlein Vertriebenen müssen sich jetzt gezwungenermaßen informieren, neue Geräte kaufen, obwohl die alten noch gehen, ein Abo abschließen. Sie werden sich, selbst wenn sie das nie vorhatten, mit den digitalen Möglichkeiten auseinandersetzen. Und sie werden sich fragen, was sie davon wirklich wollen. Gut möglich, dass davon am Ende nicht die Unaussprechlichen profitieren, sondern die Händler eines neuen Minimalismus. Die heißen Netflix und Amazon.

© SZ vom 28.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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