Düngerecht:Das stinkt

Landwirtschaftsminister Schmidt unterläuft die nötige Neuregelung.

Von Markus Balser

Ob das Geschäft der Landwirte gut läuft, lässt sich in den ländlichen Regionen der Republik schon am Geruch feststellen. Deutsche Bauern mästen heute viel mehr Schweine, Rinder oder Hühner, als für die Versorgung der Bundesbürger nötig wäre. Das ist zwar gut für ihr Auskommen - tonnenweise wird das Fleisch aus Deutschland in alle Welt exportiert. Doch der Erfolg hat eine Schattenseite. Zurück bleibt eine gewaltige Menge Gülle. Abermillionen Nutztiere in Deutschland produzieren mehrere Hundert Millionen Kubikmeter Gülle oder Mist.

Der Preis dafür ist hoch. In einem Viertel aller Wasserspeicher sind die zulässigen Nitrat-Grenzwerte überschritten - vor allem in den Zentren der Viehwirtschaft im Nordwesten des Landes. Wasserversorger müssen deshalb vielerorts inzwischen teure Verfahren einsetzen, um das Trinkwasser sauber zu halten. Die Kosten dafür tragen alle. Der Bundesrat sollte am Freitag eine neue Düngeverordnung zum Schutz der Böden beschließen. Doch die Abstimmung platzte in letzter Minute. Viele Länder wollten nicht mitmachen, seit klar wurde, dass die Bundesregierung das Papier aufgeweicht hat. Dabei drängt die Zeit für eine strengere Verordnung. Weil die Überdüngung Gesundheit und Umwelt gefährdet. Und weil die EU-Kommission ihre Klage gegen Deutschland wegen Verletzung von Umweltvorgaben vorantreibt. Halbherzige Gesetze kann sich Deutschland jetzt nicht mehr leisten.

© SZ vom 23.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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