Dresden:Tausende besuchen Frauenkirche in der Nacht

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Nach dem abendlichen Orgelkonzert blieb das Gotteshaus etwa fünf Stunden für Publikum geöffnet. Gegen Mitternacht hatte sich eine mehrere hundert Meter lange Warteschlange gebildet - die Menschen warteten bis zu zwei Stunden.

Alle 20 Minuten ließen die Organisatoren der Frauenkirchen-Weihe 400 Besucher zu so genannten gestalteten Besichtigungen ein. Bei Orgelmusik und Psalmtexten konnten sie sich einen Eindruck vom neuen Gotteshaus verschaffen. Zuvor hatte die Kirche bereits ihre Premiere als Konzertstätte erlebt.

Der Organist Samuel Kummer bot ein stilistisch vielfältiges Programm und bekam dafür viel Beifall. Applaus erhielt auch Orgelbaumeister Daniel Kern aus Straßburg. Insgesamt besuchten in der Nacht etwa 11.000 Menschen die Frauenkirche.

Am Montag soll das Fest zur Weihe weitergehen. Am Vormittag steht ein Reformationsgottesdienst mit ehemaligen Gemeindemitgliedern der Frauenkirche auf dem Programm. Mit der Zerstörung der Frauenkirche im Zweiten Weltkrieg verschwand auch ihre Kirchgemeinde. Seitdem war die nur wenige hundert Meter entfernte Kreuzkirche der wichtigste Treffpunkt der evangelischen Christen in Dresden. Die Organisatoren der dreitägigen Feierlichkeiten rechnen auch am Montag mit starkem Andrang.

Von 12 bis 20 Uhr bleibt sie erneut für Besucher geöffnet. Parallel dazu gibt es am Nachmittag ein Open-air-Programm auf dem Platz vor der Kirche, bei dem unter anderem Filme über den Wiederaufbau gezeigt werden und Protagonisten zu Wort kommen. Das abendliche Orgelkonzert ist seit langem ausverkauft.

Mit der Weihe der Frauenkirche war am Sonntag ein Aufbauwerk von Menschen aus aller Welt vollendet worden. Damit konnte Dresden eine weitere Wunde aus dem Zweiten Weltkrieg heilen. Die Barockkirche war nach Angriffen britischer und amerikanischer Bomber im Februar 1945 eingestürzt. Mit Spenden aus aller Welt entstand sie nun wieder in alter Pracht. Die feierliche Zeremonie, an der auch die Botschafter der Siegermächte des Zweiten Weltkrieges teilnahmen, war mit einer Botschaft für Frieden und Völkerverständigung verknüpft worden.

Politiker verschiedener Parteien hatten die Frauenkirche am Sonntag als Symbol für Frieden und Versöhnung zwischen ehemaligen Kriegsgegnern gewürdigt. Bundespräsident Horst Köhler lobte den Wiederaufbau zugleich als gesamtdeutsche Leistung. "Was hier in Dresden erreicht wurde, sollte Deutschland insgesamt Mut machen", sagte er vor rund 1700 Ehrengästen bei einem Festakt nach der Weihe.

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