Die Rede des Papstes im Wortlaut:"Ein Echo in unseren Herzen"

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Papst Benedikt XVI. hat am Montag während seines Besuchs in der Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem in Jerusalem an die Leiden des jüdischen Volkes während der Nazi-Herrschaft erinnert.

seiner Rede

"Ich bin gekommen, um in Stille vor diesem Monument zu stehen, das errichtet wurde, um die Erinnerung an die Millionen von Juden zu ehren, die während der schrecklichen Tragödie der Schoah getötet wurden. Sie haben ihr Leben verloren, aber sie werden niemals ihre Namen verlieren: Diese sind unauslöschlich in die Herzen ihrer liebenden Angehörigen, ihrer überlebenden Mithäftlinge und all jener eingraviert, die entschlossen sind, solche Schreckenstaten, die die Menschheit entehren, nie wieder zuzulassen. Vor allem sind ihre Namen für immer im Gedächtnis des Allmächtigen verankert.

(...)

Man kann einem Nachbarn Besitztümer, Gelegenheiten oder Freiheit rauben. Man kann ein heimtückisches Netz von Lügen weben, um andere zu überzeugen, dass gewisse Gruppen keinen Respekt verdienen. Aber, so sehr man es auch versuchen möge, man kann niemals den Namen eines Mitmenschen stehlen.

Mögen die Namen dieser Opfer niemals ausgelöscht werden! Mögen ihre Leiden niemals geleugnet, heruntergespielt oder vergessen werden! Mögen alle Völker guten Willens wachsam bleiben, indem sie aus dem Herzen der Menschen das tilgen, was zu solchen Tragödien führen könnte.

(...)

Die katholische Kirche, die den Lehren von Jesus verpflichtet ist und seine Liebe für alle Menschen nachahmen will, fühlt tiefes Mitleid für die Opfer, derer hier gedacht wird. Auf eine ähnliche Weise steht sie all denen nahe, die heute wegen ihrer Rasse, ihrer Hautfarbe, ihrer Lebensbedingungen oder ihrer Religion verfolgt werden - sie teilt ihr Leid und ihre Hoffnung auf Gerechtigkeit. Als Bischof von Rom und Nachfolger des Apostels Petrus bekräftige ich - wie meine Vorgänger, dass die Kirche verpflichtet ist, unermüdlich zu beten und zu arbeiten, damit der Hass niemals wieder in den Herzen der Menschen regiert.

Der Gott von Abraham, Izchak und Jakob ist der Gott des Friedens. Die heilige Schrift lehrt uns, dass es unsere Aufgabe ist, die Welt daran zu erinnern, dass dieser Gott lebt, obwohl es uns manchmal schwerfällt, seine rätselhaften und unergründlichen Wege zu verstehen.

(...)

Während wir hier schweigend stehen, hat ihr Schrei (der Opfer) noch ein Echo in unseren Herzen. Es ist ein Schrei gegen jeden Akt von Ungerechtigkeit und Gewalt. Es ist ein anhaltender Vorwurf gegen das Vergießen von unschuldigem Blut. (...) Meine lieben Freunde, ich bin Gott und Ihnen zutiefst dankbar für die Gelegenheit, hier in Stille zu stehen: Eine Stille der Erinnerung, eine Stille des Gebets, eine Stille der Hoffnung."

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