Deutschlandtrend:Die Angst der Deutschen vor der Krise

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Die Deutschen sehen schwarz: Drei von vier Befragten glauben, dass der schlimmste Teil der Krise noch bevorsteht. Selbst die Hoffnungen in Merkel schwinden. Keine Hoffnung gibt es für die SPD: Sie ist auf den tiefsten Wert seit vier Jahren gestürzt.

Die Bundesbürger sehen schwarz für die Konjunktur im Land und sorgen sich um ihre Zukunft. Fast drei Viertel (73 Prozent) sind laut dem "ARD-Deutschlandtrend" der Ansicht, dass "der schlimmste Teil der Krise uns noch bevorsteht". Dies sind zehn Punkte mehr als vor einem Monat. Die Hälfte der Befragten (51 Prozent) macht sich Sorgen um die persönliche wirtschaftliche Zukunft.

(Foto: Foto: dpa)

Vor dem Hintergrund der weltweiten Krise verschlechterte sich die Einschätzung der wirtschaftlichen Lage in Deutschland deutlich. 73 Prozent sind der Meinung, die gegenwärtige wirtschaftliche Lage sei weniger gut oder schlecht - das sind 19 Punkte mehr im Vergleich zum Oktober.

Nur 26 Prozent halten laut der Umfrage die gegenwärtige wirtschaftliche Lage für gut oder sehr gut (minus 17). 42 Prozent der Bundesbürger machen sich Sorgen um ihre Ersparnisse. 59 Prozent der Befragten fänden "es generell gut, wenn der Staat wieder stärker in die Wirtschaft eingreifen würde". Staatliche Hilfen für die deutsche Autoindustrie lehnt eine Mehrheit jedoch ab: Nur 36 Prozent sind dafür, dass "der Staat der deutschen Autoindustrie mit Bürgschaften unter die Arme greifen sollte", 60 Prozent sind dagegen.

Vor die Wahl gestellt zwischen kurzfristigen Steuersenkungen oder einer späteren umfassenden Steuerreform entscheidet sich eine knappe Mehrheit für Letzteres: 53 Prozent sind der Ansicht, es sollten "zu einem späteren Zeitpunkt im Rahmen einer umfassenden Reform die Steuern gesenkt und dabei die Haushaltssanierung weiter verfolgt werden". 43 Prozent sprechen sich hingegen dafür aus, "Anfang 2009 die Steuern zu senken, um damit dem Abschwung entgegenzuwirken".

Ebenfalls schlechte Nachrichten hat der "Deutschlandtrend" für die SPD: Die Sozialdemokratische Partei ist in der monatlichen ARD-Umfrage auf den tiefsten Wert seit vier Jahren gestürzt.

Nur noch 23 Prozent würden der Partei ihre Stimme geben, wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre. Die SPD verlor damit im Vergleich zum Vormonat weitere zwei Punkte.

Zugleich löst der SPD-Spitzenkandidat und Außenminister Frank-Walter Steinmeier Bundeskanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel auf Platz eins der Liste der beliebtesten Parteipolitiker ab.

74 Prozent der Bundesbürger (plus sechs Punkte im Vergleich zum Vormonat) sind laut der Umfrage mit Steinmeiers Arbeit zufrieden. Dies ist der beste Wert, der je im "Deutschlandtrend" für ihn gemessen wurde, erklärte die ARD. Merkel folgt mit 65 Prozent (minus sechs Punkte) auf Platz zwei. Den dritten Platz belegt mit 57 Prozent Zustimmung Finanzminister Peer Steinbrück (SPD), der damit sechs Punkte im Vergleich zum Vormonat dazugewinnt.

In der Direktwahlfrage verliert Merkel im Vergleich mit ihrem Konkurrenten Steinmeier ebenfalls leicht, liegt aber weiterhin klar vorn. Könnten die Deutschen den Bundeskanzler direkt wählen, dann würden sich 35 Prozent (plus vier Punkte im Vergleich zum Vormonat) für den Außenminister und 52 Prozent (minus zwei Punkte) für die Amtsinhaberin entscheiden.

Unter den Parteien führen CDU/CSU unverändert mit 37 Prozent. Die FDP legt um einen Punkt zu und erreicht zwölf Prozent. Die Grünen gewinnen ebenfalls einen Punkt hinzu und liegen bei zwölf Prozent. Ebenfalls zwölf Prozent erreicht die Linke, deren Wert stabil bleibt.

Die Union kann vor allem bei der Wirtschaftskompetenz punkten: 53 Prozent der Befragten trauen ihr am ehesten zu, "die Wirtschaft in Deutschland voranzubringen". Über die SPD denken dies nur 15 Prozent. 44 Prozent denken zudem, die Union könne am ehesten "die aktuelle Finanz- und Wirtschaftskrise und deren Folgen bewältigen". Der SPD trauen dies nur 17 Prozent zu. Die SPD bleibt aus Sicht der Bürger hingegen die Partei der sozialen Gerechtigkeit. 37 Prozent meinen, sie würde am ehesten "für soziale Gerechtigkeit sorgen". Über die Union denken dies 20 Prozent.

Die Arbeit von Bundeskanzlerin Merkel bei der Bewältigung der Wirtschafts- und Finanzkrise wird von der Mehrheit positiv beurteilt: 55 Prozent sind der Ansicht, Merkel leiste "gute Arbeit bei der Bewältigung der aktuellen Finanzkrise". 51 Prozent sind der Ansicht, Merkel sorge dafür, "dass es in Deutschland wirtschaftlich bergauf geht".

Dies sind allerdings 17 Punkte weniger im Vergleich zum Oktober vergangenen Jahres. 73 Prozent kritisierten zudem, Merkel kümmere sich "eher um die Interessen der Wirtschaft als um die der kleinen Leute" (plus fünf Punkte im Vergleich zum Oktober 2007). Für die Umfrage wurden am Montag und Dienstag 1500 Bundesbürger befragt.

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