Deutschland:Schröder und Köhler fahren zu Beisetzung

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Der Bundespräsident und der Bundeskanzler werden bei den Trauerfeierlichkeiten für Papst Johannes Paul II. in Rom erwartet. Auch die CDU-Vorsitzende Angela Merkel soll erwägen, an der Beisetzung teilzunehmen.

Bundeskanzler Gerhard Schröder wird an der Beisetzung von Papst Johannes Paul II. teilnehmen. Das teilte der stellvertretende Regierungssprecher Thomas Steg in Berlin mit. Steg schloss nicht aus, dass außerdem Außenminister Joschka Fischer und Innenminister Otto Schily nach Rom reisen werden. Auch Bundespräsident Horst Köhler wird an den Trauerfeierlichkeiten teilnehmen, wie das Bundespräsidialamt mitteilte. Die CDU-Vorsitzende Angela Merkel soll ebenfalls erwägen, zur Beisetzung nach Rom zu fahren.

Zum Tod des Papstes haben in Deutschland zahlreiche Kirchenvertreter und Spitzenpolitiker die weltgeschichtliche Bedeutung Johannes Paul II. als moralische Instanz, Weltgewissen, Vorbild und Vorkämpfer für den Frieden hervorgehoben.

Der Kölner Erzbischof Kardinal Joachim Meisner hat sich tief betroffen vom Tod von Johannes Paul II gezeigt. "Wir sind zusammen durch dick und dünn gegangen. Er war mir ein echter Freund und es blutet mir schon das Herz", sagte Meisner nach der Verkündung des Todes des Pontifex.

"Er war eigentlich das Gewissen der Welt" und sei ein unerschrockener und großer Mann gewesen. Zuvor waren Hunderte von Gläubigen zum Kölner Dom geströmt, um für den Papst zu beten.

Meisner sagte traurig: "Er war gescheit wie ein Dutzend Professoren". Johannes Paul II. werde als großer Verkünder in Erinnerung bleiben, der auch den Kommunismus bekämpft habe. Die römisch-katholische Kirche sei nun ohne Oberhaupt, "wie ohne Mutter und Vater", sagte Meisner. "Für mich bedeutet das auch eine persönliche Tragödie", sagte der Kardinal.

Der Eichstätter Bischof Walter Mixa hat den verstorbenen Papst als "großen Mahner zum Wohl der Menschheit" gewürdigt. Unermüdlich sei das Kirchenoberhaupt für den Frieden eingetreten, zuletzt habe der Papst sich gegen den Irakkrieg stark gemacht. "Eindringlich hat der Papst die Religionsführer der Welt beschworen, dass nie und nimmer im Namen Gottes oder der Religion ein Krieg geführt werden dürfe", sagte Bischof Mixa. Er sei dankbar für das segensreiche Wirken von Johannes Paul II.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Karl Kardinal Lehmann, nannte Johannes Paul II. einen "Großen der Weltgeschichte".

"Ein mutiger Zeuge des Evangeliums und bleibendes Vorbild nicht nur für die katholischen Christen, ist von uns gegangen", sagte er und betonte: "Die Welt ist ärmer geworden." Die Entschiedenheit des Papstes habe viele Mauern zum Einsturz gebracht, unter anderem gewiss auch den Eisernen Vorhang, betonte Lehmann.

Unvergessener Gang durch das Brandenburger Tor

Bundespräsident Horst Köhler erklärte: "Nicht nur die Kirche, die ganze Welt hat einen großen Verlust erlitten." In seinem Kondolenzbrief an den Dekan des Heiligen Kollegiums in Rom, Joseph Kardinal Ratzinger, hob Köhler hervor, "mit welcher Entschlossenheit, Konsequenz und mit welch diplomatischem Geschick Johannes II. die Freiheitsbewegung in Osteuropa inspiriert und begleitet hat". Die deutsche Einheit habe er von Anfang an begrüßt.

"Unvergessen ist sein Gang durch das offene Brandenburger Tor im Jahr 1996." Johannes Paul II. habe sich unermüdlich um die Verständigung zwischen den Religionen bemüht. "Ebenso unermüdlich galt sein Einsatz dem Frieden unter den Menschen und Völkern."

Der Bundeskanzler schrieb an Ratzinger: "Papst Johannes II. hat Geschichte geschrieben; er hat durch sein Wirken und seine beeindruckende Persönlichkeit unsere eine Welt verändert."

Bundestagspräsident Wolfgang Thierse betonte, der Gestorbene habe sich in besonderer Weise um die Überwindung des kommunistischen Regimes in seiner polnischen Heimat und in ganz Mittel- und Osteuropa verdient gemacht. "Wir Deutsche, gerade auch wir Ostdeutsche, sind dem Papst sehr dankbar für sein Engagement bei der Wiedererlangung der Einheit unseres Landes."

Köhler schrieb: "Seine menschliche Wärme hat fasziniert, seine spirituelle Kraft hat überzeugt. Er war Vorbild für uns alle". Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl würdigte den Pontifex als "eine der ganz großen Gestalten des 20. und 21. Jahrhunderts", die "entscheidenden Anteil an der Überwindung der totalitären und glaubensfeindlichen Ideologie" gehabt habe. Damit habe der Papst auch mitgewirkt, "dass die Berliner Mauer fiel und die Teilung Deutschlands und Europas beendet wurde".

Eine charismatische Persönlichkeit

Die "überzeugendste und faszinierendste Persönlichkeit unserer Epoche" war Johannes Paul II. für die Vorsitzenden von CDU und CSU, Angela Merkel und Edmund Stoiber. FDP-Chef Guido Westerwelle nannte den Papst als einen Wegbereiter der Deutschen Einheit. Die Grünen-Chefs Claudia Roth und Reinhard Bütikofer würdigten ihn als charismatische Persönlichkeit.

Johannes Paul II. habe sich immer wieder dafür eingesetzt, "Lösungen für die Probleme der Menschheit mit Weisheit und Respekt vor den Kulturen und Traditionen der Völker zu entwickeln", erklärte Schröder. Die Jugend habe ihm besonders am Herzen gelegen. "Für Seine Heiligkeit sind junge Menschen Hoffnungsträger gewesen. Sie werden seine Botschaft weitertragen."

"Meine persönlichen Begegnungen mit Johannes Paul II. waren stets geprägt von seiner menschlichen Anteilnahme, seiner Verbundenheit mit Deutschland und der Entwicklung Europas", sagte Außenminister Joschka Fischer (Grüne). Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) sagte: "Ich habe die Ehre gehabt, ihn anlässlich mehrerer Audienzen persönlich kennen gelernt zu haben und war beeindruckt von seinem Charisma, seinem tiefen Glauben und seiner Menschlichkeit."

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