Szenen der Flüchtlingskrise:Feuerwehrmann als Brandstifter

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In Salzhemmendorf hat der Verdächtige wohl noch mitgelöscht. Frankreich will die Lage in Calais verbessern.

Salzhemmendorf

Nach dem Brandanschlag auf eine Unterkunft von Asylbewerbern in Salzhemmendorf sind weitere Einzelheiten der Tat bekannt geworden. So war einer der mutmaßlichen Attentäter Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr der niedersächsischen Kleinstadt. Das teilten der parteilose Bürgermeister Carsten Pommerening und die Leitung der Feuerwehr am Montag mit. Der 24 Jahre alte Mann habe sogar mitgeholfen, das Feuer zu löschen. Zuvor soll er in der Nacht zum Freitag gemeinsam mit einem 30-Jährigen und einer 23 Jahre alten Frau einen Molotowcocktail in das Gebäude geworfen haben. Eine Mutter aus Simbabwe und ihre drei Kinder blieben bei dem Angriff nur unversehrt, weil sie sich im Nebenzimmer befanden. Die Verdächtigen wurden am Wochenende verhaftet, die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen versuchten Mordes.

Die Feuerwehr von Salzhemmendorf beurlaubte den möglichen Brandstifter umgehend. Er war schon vorher wegen Sachbeschädigung und Nähe zur Neonazi-Szene aufgefallen. So hatte er einen Abfallcontainer angezündet und den Hitlergruß gezeigt. Auch gilt er als Anhänger rechtsextremer Musik. Der 30-jährige Beschuldigte hatte offenbar ebenfalls Kontakte in die rechte Szene. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft verübte das Trio die Tat jedoch auf eigene Faust. Peter Burghardt

Weissach

Bei dem Brand in der geplanten Flüchtlingsunterkunft in der baden-württembergischen Gemeinde Weissach vor einer Woche handelt es sich nach Polizeiangaben mit hoher Wahrscheinlichkeit um vorsätzliche Brandstiftung. Aufgrund der Ermittlungsergebnisse sei von mehr als einer Brandausbruchstelle auszugehen, wie die Staatsanwaltschaft Stuttgart und das Polizeipräsidium Aalen am Montag mitteilten. Das Gebäude war vor einer Woche niedergebrannt. In ihm sollten 20 Flüchtlinge untergebracht werden. Verletzt wurde niemand. Die Gemeinde will das abgebrannte Gebäude wieder aufbauen. Geplant ist, das neue Haus auf den Grundmauern des alten zu errichten. EPD

Löscharbeiten nach dem Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim in Salzhemmendorf: Ein Feuerwehrmann soll zu den Attentätern gehört haben. (Foto: dpa)

Dresden

Mehrere Monate nach der tödlichen Attacke auf den jungen Eritreer Khaled in Dresden hat der Angeklagte zum Prozessauftakt ein Geständnis abgelegt. Der 27-Jährige, ein Landsmann des Opfers, berief sich dabei im Landgericht auf Notwehr. Khaled habe ihn angegriffen und er sich aus dem Schwitzkasten befreien wollen, hieß es in der von seiner Anwältin verlesenen Erklärung. "Der Angeklagte ist zutiefst bestürzt und bedauert den Tod von Khaled, für den er bis heute keine Erklärung hat." Einige Zeit war über einen rechtsradikalen Hintergrund der Tat spekuliert worden. DPA

Calais

Nach Monaten der Untätigkeit will Frankreich die Lage der mehr als 3000 Flüchtlinge in Calais verbessern, die nahe des Eurotunnels nach Großbritannien in selbstgebauten Hütten und Zelten lagern. Premierminister Manuel Valls kündigte bei einem Besuch der Notunterkünfte am Montag an, seine Regierung werde bis Anfang nächsten Jahres ein neues Lager für 1500 Personen errichten. Die EU-Kommission will den Bau mit bis zu fünf Millionen Euro bezuschussen. Valls sagte, der Flüchtlingsstrom sei "eine Prüfung für Europas Gesellschaften". Zusammen mit der Bundesregierung will Paris sich für eine engere Kooperation und bessere Lastverteilung unter den EU-Staaten einsetzen. Die Lage in Calais war zuletzt im Juli eskaliert, als nachts bis zu 2000 Flüchtlinge versucht hatten, durch den Eurotunnel nach England zu gelangen. Dabei kamen seit Juni mindestens neun Flüchtlinge ums Leben. Christian Wernicke

© SZ vom 01.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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