Das Skiunglück des Dieter Althaus:Rätsel um den tödlichen Moment

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Obwohl beide Beteiligten nicht alleine fuhren, gibt es keinen Zeugen des Unfalls. Die Spurensicherer müssen die "Sachbeweise" aus dem Schnee kratzen.

Michael Frank

Allzu schnelle Leute sollten einander nicht direkt begegnen: Zwei Skipisten treffen aufeinander, zwei Abfahrende knallen zusammen, die eine Verunglückte stirbt im Rettungshubschrauber, der andere wird wegen eines Schädel-Hirn-Traumas in den künstlichen Tiefschlaf versetzt.

Die Sicht war gut, die Piste griffig - un dennoch kam es an dieser Stelle zu dem tragischen Unglück: Althaus fährt die als mittelschwierig eingestufte Piste "Die Sonnige" hinab (rot markiert), Beate C. auf der leichten "Panorama-Abfahrt" (blauer Pfeil). An der Kreuzung beider Pisten prallen beide zusammen (grün markiert). (Foto: Foto: Alpinpolizei Liezen)

Zunächst bangte man um das Leben des thüringischen Ministerpräsidenten Dieter Althaus, der per Hubschrauber vom steirischen Liezen über den Alpenhauptkamm ins Salzburgische gebracht wurde.

Die Ärzte im Kardinal Schwarzenberg'schen Krankenhaus in Schwarzach im Pongau konnten schließlich vorsichtig Entwarnung geben: Die Lage des verunglückten Politikers war so stabil, dass man Freitag früh mit der Aufwachphase begann. Die Ärzte hatten Althaus ins künstliche Koma versetzt, um Diagnose und Heilungsprozess zu verbessern.

Althaus hat ein schweres Schädelhirn-Trauma davongetragen, eine kleine Blutung im Bereich der rechten Gehirnhälfte, mehrere Prellungen und eine unverschobene Fraktur im mittleren Gesichtsbereich. Die kleine Blutung an der rechten Gehirnhälfte habe sich in den zurückliegenden Stunden nicht verändert, sagte der behandelnde Anästhesist Hubert Artmann. Das sei ein günstiges Zeichen. Eine zweite Computertomographie am Freitag bestätigte die relativ optimistische Prognose.

Lebensretter Sturzhelm

Die zweite Unfallbeteiligte hatte keine Chance. Sie wurde zwar ebenfalls sofort per Rettungshubschrauber abgeholt, überstand aber wegen schwerster Schädelverletzungen den Flug nicht, kam tot im Krankenhaus an. Die 41-Jährige stammt ursprünglich aus der Slowakei, war mit einem Österreicher verheiratet und lebte in den USA.

Der Skiausflug war gleichsam eine Art Heimaturlaub. Sie war Sportlehrerin und eine routinierte Skifahrerin. Der ebenfalls als erfahrener Skifahrer geltende Althaus hatte einen Helm auf, die Unfallgegnerin nicht. Die Ärzte sind davon überzeugt, dass der Sturzhelm den Politiker vor dem Tod bewahrt habe.

Terrain alpiner Pistenrowdys

An das Unglück selbst wird sich Althaus wohl nicht erinnern können. Der Christdemokrat war zunächst bei Bewusstsein, habe zunächst jede Behandlung verweigert, sein Zustand sei nicht als bedrohlich zu erkennen gewesen, erklärte das Rote Kreuz. Das sei für solche Verletzungen normal. Die Polizei ergänzte, Althaus habe die Pistenrettung sofort erst zu der schwerverletzten Slowakin gewiesen.

Wie gefährlich ist das Skifahren wirklich? Der Unfall des thüringischen Premiers und des slowakischen Todesopfers wirft diese Frage um so deutlicher auf, da er sich keineswegs auf einschlägigem Terrain alpiner Pistenrowdys ereignet hat, sondern auf einem Areal, das als familienfreundlich und eher harmlos gilt.

Piste in einwandfreiem Zustand

Der Zufall will es, dass es keine unmittelbaren Zeugen gibt, obwohl beide in Begleitung waren. Die Skifahrer waren mit "mittlerem" Tempo unterwegs. Hinter Althaus fuhr ein Beamter seines Personenschutzes, hinter der Slowakin ihr österreichischer Ehemann. Beide haben nichts von dem Zusammenstoß mitbekommen. So müssen Spurensicherer des steirischen Landeskriminalamtes "Sachbeweise" buchstäblich aus dem Schnee kratzen, um Hergang und Schuldfrage zu klären.

Gelingen dürfte das kaum. Der Geschäftsführer des Skigebiets Riesneralm, Erwin Petz, rätselt: Das sei eine Stelle, "wo man normal gar nicht hinkommt" auf der Einmündung der mittelschweren "sonnigen" und der als leicht eingestuften "Panoramapiste". Die Piste war nach Petz' Worten an der Unfallstelle in einwandfreiem Zustand, es gebe dort keine Bodenwellen.

© SZ vom 03.01.2009/woja - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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