Dalai Lama und Hu Jia zu Ehrenbürgern erklärt:Paris provoziert China

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Das Pariser Stadtparlament hat das geistige Oberhaupt der Tibeter, den Dalai Lama, und den in China inhaftierten Bürgerrechtler Hu Jia zu Ehrenbürgern der französischen Hauptstadt gemacht.

Ungeachtet der anti-französischen Proteste in China hat Paris den Dalai Lama und den chinesischen Bürgerrechtler Hu Jia zu Ehrenbürgern gekürt. Für diesen Schritt sprach sich am Montagabend der Stadtrat mehrheitlich aus. Zuvor hatte sich Präsident Nicolas Sarkozy um Entspannung im Verhältnis zu Peking bemüht.

Von Paris geehrt: Dalai Lama. (Foto: Foto: AP)

Er entschuldigte sich bei einer behinderten Sportlerin aus China, die während des Fackellaufs in Paris angegriffen worden war. Die EU-Kommission rief derweil anti-westliche Demonstranten in China zur Zurückhaltung auf. Dort demonstrierten erneut tausende Menschen gegen Frankreich.

Entsprechend dem Wunsch von Bürgermeister Bertrand Delanoë stimmte der Stadtrat von Paris mehrheitlich dafür, dem geistlichen Oberhaupt der Tibeter die Ehrenbürgerwürde zuteil werden zu lassen. Allerdings blieben viele Abgeordnete der Abstimmung fern.

Paris hat seit 2001 bislang fünf Ehrenbürger ernannt, unter ihnen die franko-kolumbianische Politikerin Ingrid Betancourt, die seit Jahren in der Geiselhaft kolumbianischer Rebellen ist.

Delanoë hatte zuvor gesagt, Paris wolle den Einsatz des Dalai Lama für den Frieden würdigen und "brüderliche Unterstützung für das tibetische Volk" zeigen. Auf Vorschlag der Grünen wurde danach auch Hu zum Ehrenbürger ernannt. Der 34-Jährige gilt als einer der bekanntesten Menschenrechtler in China und wurde unter anderem durch regierungskritische Artikel im Internet bekannt. Er war Anfang des Monats in China wegen Untergrabung der Staatsgewalt zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt worden.

Sarkozy schrieb an die im Rollstuhl sitzende Jin Jing: "Ich war schockiert über die Angriffe, denen Sie am 7. April in Paris ausgesetzt waren." Der Präsident würdigte den "Mut" der jungen Frau. Der Brief Sarkozys wurde der 27-Jährigen vom französischen Senatspräsidenten Christian Poncelet in Shanghai übergeben.

Poncelet wollte auch dem chinesischen Staatschef Hu Jintao eine Botschaft von Sarkozy überbringen. Darin betone der Präsident die Bedeutung der "strategischen Partnerschaft" mit China, hieß es aus dem Umfeld Sarkozys.

Die anti-chinesischen Proteste rings um den Pariser Fackellauf hatten in China wütende Proteste ausgelöst und zu Boykottaufrufen gegen französische Unternehmen geführt. Auch am Montag demonstrierten nach Polizeiangaben wieder tausende Menschen vor Geschäften der Supermarkt-Kette Carrefour. Insgesamt fanden in neun Städten Kundgebungen statt, in der Provinzhauptstadt Zhengzhou musste Carrefour deshalb sein Geschäft schließen.

© dpa/AFP/sekr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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