Countdown in den USA:Kerrys Hoffnung heißt Ohio

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Die Wahlen sind vorüber, doch einige Ergebnisse stehen noch aus. Zwar hat Kerry die Wahl im Swing State Pennsylvania gewonnen, doch Bush liegt mit den Stimmen aus Florida weit vor seinem Herausforderer. Der dritte große Swing State kann die Wahl nun entscheiden.

Auch Stunden nach Schließung der ersten Wahllokale ist der Ausgang der Präsidentschaftswahl in den USA noch offen - und wird es möglicherweise auch noch eine Weile bleiben.

Denn: Das Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Bush und Kerry entscheidet sich voraussichtlich in Ohio. Dort aber liegt der Amtsinhaber zwar bei den Auszählungen vor seinem Herausforderer. Sein Vorsprung beträgt nach jüngsten Ergebnissen jedoch lediglich 125.000 Stimmen.

Da die Zahl der in Ohio abgegebenen provisorischen Stimmen diesen Vorsprung aber übertrifft - mehr als 250.000 Stimmen sind noch auszuzählen - kann noch kein Ergebnis bekannt gegeben werden.

Vizepräsidentschaftskandidat John Edwards kündigte bereits an, seine Partei nehme eine Verzögerung des Endergebnisses in Kauf: "Wir können noch eine Nacht warten." John Kerry habe das Versprechen abgegeben, dasss jede Stimme zähle - "und jede Stimme wird gezählt", so Edwards. "Wir werden für jede Stimme kämpfen."

Provisorische Stimmen konnten bei dieser Wahl zum ersten Mal in denjenigen Fällen abgegeben werden, in denen das Wahlrecht nicht eindeutig feststeht und einer weiteren Überprüfung bedarf.

254 zu 242 Wahlmänner

In ihren jeweiligen Hochburgen konnten die Kandidaten das Rennen für sich entscheiden: Der demokratische Herausforderer John Kerry dominierte wie erwartet in den Neuengland-Staaten im Nordosten.

Amtsinhaber George W. Bush konnte im Süden und im Mittleren Westen des Landes punkten. Wegen der hohen Wahlbeteiligung blieben die Wahllokale mancherorts länger geöffnet, um den wartenden Wählern die Stimmabgabe zu ermöglichen.

Bislang sammelte Bush laut Prognosen und Teilergebnissen mehrerer US-Fernsehsender insgesamt 254 Wahlmännerstimmen. Kerry konnte demnach 242 Wahlmännerstimmen gewinnen. Für einen Sieg sind 270 Wahlmännerstimmen erforderlich. Mit den 20 Stimmen aus Ohio wäre die Wahl so gut wie entschieden.

Auch bei den Wählerstimmen liegt Bush mit 51 Prozent derzeit vor Kerry, der auf 48 Prozent kommt.

Bush hat in folgenden Staaten gewonnen (Zahl der Wahlmänner in Klammern):

Kentucky (8) Indiana (11) Georgia (15) West Virginia (5) South Carolina (8) Oklahoma (7) Tennessee (11) Alabama (9) Virginia (13) Mississippi (6) North Carolina (15) Texas (34) Wyoming (3) South Dakota (3) North Dakota (3) Kansas (5) Nebraska (6) Louisiana (9) Utah (5) Montana (3) Arkansas (6) Missouri (11) Colorado (9) Idaho (4) Arizona (10) Florida (27) Alaska (3) Nevada (5)

John F. Kerry hat in folgenden Staaten gewonnen:

Vermont (3) Delaware (3) Connecticut (7) Illinois (21) Maine (4) Maryland (10) Massachusetts (12) New Jersey (15) Washington, D.C. (3) New York (31) Rhode Island (4) Pennsylvania (21) Kalifornien (55) Washington (11) Oregon (7) Minnesota (10) New Hampshire (4) Michigan (17) Hawaii (4)

Noch ausgezählt werden müssen die Stimmen in Iowa mit sieben Wahlmännern, New Mexico mit fünf, Wisconsin mit zehn und Ohio mit zwanzig Wahlmännern.

Bush zeigte sich nach den ersten Teilergebnissen zuversichtlich. "Ich glaube, ich werde gewinnen", sagte er vor Journalisten im Weißen Haus. "Das wird ein spannender Abend."

Laut seinem Sprecher aß Bush mit zwei Dutzend Familienangehörigen und Freunden zu Abend. Kerry harrte der Ergebnisse im heimischen Boston. Beide Kandidaten hatten bis zur letzten Minute um die Wähler geworben.

Hohe Wahlbeteiligung

Nach einem erbittert geführten Wahlkampf machten am Dienstag offenbar so viele Amerikaner wie nie zuvor von ihrem Wahlrecht Gebrauch. Die Behörden erwarteten eine Wahlbeteiligung von 117,5 bis 121 Millionen Bürgern - das wären 58 bis 60 Prozent der Wahlberechtigten.

Möglicherweise könnte auch die bisher höchste Beteiligung von 62,8 Prozent im Jahr 1960 übertroffen werden. Bis zuletzt mobilisierten die Parteien die Bürger, um sie zur Stimmabgabe zu bewegen. Jeder zehnte Wähler nahm zum ersten Mal an einer Präsidentenwahl teil.

Terrorgefahr, Wirtschaft und moralische Werte

Bei der Entscheidung wischen Bush und Kerry ließen sich die Wähler nach einer Umfrage der Nachrichtenagentur AP vor allem von den Themen Terrorgefahr, Wirtschaft und moralische Werte leiten.

In der Sicherheitspolitik vertrauten die meisten Wähler eher Bush, während sie Kerry die besseren Fähigkeiten in der Wirtschaftspolitik zuschrieben. Als wahlentscheidende Eigenschaften der Kandidaten wurden Führungsstärke und die Fähigkeit zum Wandel hervorgehoben.

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