Cornelia Pieper:Spitzenkandidatin mit Restrisiko

Lesezeit: 2 min

Die Wahl in Sachsen-Anhalt könnte auch über die Zukunft der FDP-Generalsekretärin entscheiden.

Thorsten Denkler

Cornelia Pieper einen Mangel an Selbstbewusstsein zu unterstellen, wäre ein Fehler. In Sachsen-Anhalt steht sie nach ihren eigenen Worten für nicht weniger als den Posten der Ministerpräsidentin zur Verfügung. Und das als Landeschefin einer Partei, die seit acht Jahren nicht im Landtag vertreten ist.

Cornelia Pieper soll der FDP im Osten wieder auf die Beine helfen (Foto: N/A)

Auch wenn das Ziel ein wenig hoch gegriffen sein mag, der Dolmetscherin für Russisch und Polnisch geben eine Reihe von FDP-Wahlsiegen in den vergangenen drei Jahren soviel Rückenwind, dass niemand mehr einen komfortablen Einzug in den Landtag ernsthaft bezweifelt.

Risiko für Westerwelle

Alles andere wäre ein Niederlage für die Generalsekretärin der Bundes-Partei. Sollte die FDP trotz guter Umfragewerte erneut den Einzug ins Landesparlament verfehlen, dann wird eine geschwächte Generalsekretärin die FDP in den Bundestagswahlkampf führen. So gesehen ist Pieper nicht ohne Risiko - für Westerwelle genauso, wie für sich selbst.

Vor knapp einem Jahr wurde die Frau aus dem Osten von ihrem Förderer Guido Westerwelle einzig und allein zu diesem Zweck in das Amt der Generalsekretärin bugsiert. Wenn es ihr gelingt, die FDP in den Zweistelligkeit zu katapultieren, dann ist damit der endgültige Beweis erbracht, dass man nur mit der Zahl 18 Wahlen gewinnen kann.

Politischer Dornröschenschlaf

Vor der Wende stummes Mitglied der Blockpartei LDPD, erwachte Cornelia Pieper mit dem Mauerfall aus dem politischen Dornröschenschlaf. Sie gründete in Sachsen-Anhalt die Jungen Liberalen, zog 1990 in den Landtag ein, dessen Vizepräsidentin sie bis 1994 war. Dann ging sie mit ihrer Partei baden: Nach 13,5 Prozent 1990 wollten vier Jahre später nur noch 3,6 Prozent der Wähler bei der FDP ihr Kreuzchen machen.

Osten und FDP, das war von da an ein ungleiches Paar.

Inzwischen hat auch die Bundes-FDP erkannt: Im Osten gibt es so viele Wechselwähler wie nirgends sonst in Deutschland. Wer hier gewinnt, gehört zu den Siegern der nächsten Bundestagswahl.

Armada von Mandatsträgern

Stark ist die FDP bisher nur auf der Gemeinde-Ebene. Eine ganze Armada von kommunalen Mandatsträgern bis hin zu Oberbürgermeistern hält im Osten das blau-gelbe Fähnchen hoch. Dagegen sind die Landesparlamente der neuen Bundesländer liberalen-freie Zonen.

Die Berlin Wahl hat eine Trendwende markiert: Beim Wiedereinzug in das Berliner Abgeordnetenhaus im Herbst vergangenen Jahres hat die FDP mit 9,9 Prozent 7,7 Prozent hinzugewonnen. Ein erheblichen Teil davon im Osten der Hauptstadt. Da war Günther Rexrodt Spitzenkandidat der Liberalen - ein alternder Westpolitiker im dritten Frühling.

Grelle Farbkombinationen

Cornelia Pieper dagegen wirkt frisch und jung. Ihr Hang zu grellen Farbkombinationen ist legendär. In Sachsen-Anhalt gehört Pieper zu den bekanntesten und beliebtesten Landespolitikern. Kein Wunder: Sachsen-Anhalt ist ihr Heimatland und ihre politische Konkurrenz besteht im Vergleich aus verschlafenen Langeweilern.

Im Wahlkampf setzt sie vor allem auf sich und die Strahlkraft der Zahl 18. Ein inhaltliches Profil sucht sie gar nicht erst. Das reicht offenbar, um zumindest in den Umfragen alle Rekorde zu brechen. Ob es allerdings reicht, es der bisher einzigen Frau auf einem Landeschef-Sessel, Heide Simonis (SPD), gleich zu tun, darf bezweifelt werden.

(sueddeutsche.de)

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: