Coesfeld:Folter-Exzesse in der Bundeswehr?

In Nordrhein-Westfalen sollen Rekruten von Ausbildern misshandelt und mit Stromstößen gequält worden sein. Angeblich gibt es auch Filme und Fotos. 16 Beschuldigte sind bereits vom Dienst suspendiert.

Wie der Spiegel berichtet, ermittelt die Staatsanwaltschaft Münster gegen einen Hauptmann und 17 Unteroffiziere einer in Coesfeld stationierten Ausbildungskompanie wegen Misshandlung und der entwürdigenden Behandlung von Untergebenen.

Die Ausbilder sollen zwischen Juni und September dieses Jahres viermal mit Rekruten zum Abschluss der Grundausbildung mit einer so genannten Geiselbefragung ein grausames Spiel getrieben haben.

Auf Nachtmärschen seien die jungen Soldaten in einen Hinterhalt gelockt, überfallen, mit Kabelbinder gefesselt und mit verhüllten Köpfen auf einem Lastwagen in die Kaserne gebracht worden.

"Grobe Pflichtwidrigkeiten"

Dort hätten sie in einem Dusch- und Kellerraum kniend vor einer Wand ausharren müssen und seien mit Wasser bespritzt worden. Zwei Soldaten sollen dem Bericht zufolge mit Stromstößen im Hals-, Leisten- und Bauchbereich gequält worden sein.

Die Ermittler haben demnach Hinweise, wonach die Exzesse gefilmt und fotografiert wurden. Computer und weitere Datenträger wurden beschlagnahmt.

16 Beschuldigte sind bereits vom Dienst suspendiert. Der Kommandeur des zuständigen Heerestruppenkommandos in Koblenz, Ernst Heinrich Lutz, sprach von "groben Pflichtwidrigkeiten". Das Wehrstrafgesetz sieht für die Delikte Haftstrafen von bis zu fünf Jahren vor.

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