CIA-Affäre:Bushs Ex-Sprecher belastet Cheney-Vertrauten

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Ari Fleischer war Sprecher von George W. Bush, nun hat er vor Gericht Brisantes berichtet - und den Ex-Bürochef des Vize-Präsidenten in Bedrängnis gebracht.

Marko Belser

Es sei ein ungewöhnliches Mittagessen gewesen, erinnert sich der ehemalige Pressesprecher des Weißen Haus Ari Fleischer. Ungewöhnlich nicht nur deshalb, weil es das erste und einzige Mal war, dass Lewis Libby, damals Bürochef des Vize-Präsidenten Dick Cheney, ihn zum Lunch bat. Vor allem waren die Informationen merkwürdig, die Fleischer an jenem 7. Juli 2003 von Libby erfuhr.

Während ihres Gespräches soll Libby dem Pressesprecher die Identität einer verdeckt agierenden CIA-Mitarbeiterin offenbart haben. Der Name der Agentin: Valerie Wilson, geborene Plame. Ihr Ehemann Joseph C. Wilson, ehemaliger Botschafter, hatte am Tag zuvor einen Artikel in der New York Times veröffentlicht, der es in sich hatte: Wilson beschuldigte Vizepräsident Cheney, gelogen zu haben. Die Behauptung des zweiten Mannes im Staate, Saddam Hussein habe versucht in Afrika Uran zu kaufen, entspreche nicht der Wahrheit.

Mit seiner Zeugenaussage vor einem Geschworenengericht belastet Fleischer nun den Angeklagten Libby schwer, wie die New York Times berichtet. Denn Libby hatte zuvor unter Eid ausgesagt, er sei erst drei Tage später, also am 10. Juli 2003, von Reportern über die Identität von Valerie Wilson informiert worden. Ari Fleischer ist nun schon der fünfte Zeuge, der mit seiner Aussage der Version Libbys widerspricht.

"Botschafter Wilson wurde von seiner Frau geschickt", hätte ihm Libby während des Mittagsplauschs erzählt und damit der Meldung widersprochen, dass Wilson von Cheney geschickt wurde. "Seine Frau arbeitet für die CIA," soll Cheneys Bürochef wörtlich gesagt haben.

Das öffentliche Outing der Valerie Wilson fand ein paar Tage später statt: Ihr Name wurde erstmals am 14. Juli 2003 in einer Kolumne des Journalisten Robert D. Novak erwähnt.

Vorwurf des Meineides

Die Enttarnung der Agentin - in den USA eine schwere Straftat - führte zu Ermittlungen über das Leck in der Verwaltung. Zunächst wurde im Fall Wilson allerdings niemand belangt, nicht einmal Richard L. Armitage, ehemaliger Vize-Außenminister und ursprüngliche Quelle Novaks. Die Ermittler waren der Ansicht, Armitage hätte nicht willentlich vorgehabt, das Gesetz zu verletzen. Eine solche Intention wäre für eine Verurteilung nötig gewesen.

Libby wurde erst später wegen Meineides und Täuschung des Gerichts angeklagt. Er hatte geschworen den Fall Wilson nicht mit Journalisten besprochen zu haben. Judith Miller, ehemalige Reporter der New York Times, und Matthew Cooper, ehemaliger Reporter des Time Magazine, hatten jedoch erklärt, Libby hätte ihnen Wilsons CIA-Tätigkeit gesteckt.

Ari Fleischer gestand nun ein, sein brisantes Wissen über Valerie Wilson an Time und NBC weitergegeben zu haben. Allerdings räumte er diese Tatsache erst ein, nachdem ihm das Gericht Straffreiheit zu gesichert hatte.

Nach Fleischer wir eine weitere prominente Figur in der Causa aussagen: Die Journalistin Miller ist geladen und wird voraussichtlich ähnliches wie ihr Vorgänger im Zeugenstand berichten: Nämlich, dass Cheneys Bürochef Libby auch mit ihr über die Agentin Wilson gesprochen hat - und das bei gleich drei Gelegenheiten.

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