Chronologie:Wie Nadeln im Sandhaufen

Lesezeit: 2 min

Seit dem 23. Februar 2003 war von drei Touristen-Gruppen nichts mehr zu hören und zu sehen. Erst drei Wochen später erfuhr die Öffentlichkeit erstmals von ihrem Verschwinden. Fast ein Vierteljahr bleiben die insgesamt 32 Europäer verschollen. Inzwischen sind die Hälfte der Entführten wieder in Freiheit.

22. Februar - Auf der Gräberpiste im Südosten Algeriens in der Höhe des Oued Samene verschwinden drei Reisegruppen mit elf Touristen, darunter sechs Deutsche, vier Schweizer und ein Niederländer.

Unter anderem mit Suchkarawanen waren die algerischen Behörden auf der Suche nach den Vermissten. (Foto: N/A)

8. März - Eine weitere vierköpfige Reisegruppe aus Bayern verschwindet zwischen Illizi und Djanet.

10. März - Bei den algerischen Behörden wird die erste Reisegruppe als vermisst gemeldet. Die Suche wird aufgenommen und die deutsche Botschaft in Algier informiert.

17. März - Sechs weitere Touristen aus Bayern verschwinden zwischen Tamanrasset und Bordj Omar Driss. Unter ihnen ist ein schwedischer Staatsbürger. Auch zwei Österreicher, die sich auf ihrer Reise zwischen Hassi Massaoud und Tamanrasset befanden, gelten als vermisst.

22. März - Acht Österreicher mit vier Fahrzeugen verschwinden zwischen Erg Tiffernine und Tamanrasset. Die algerische Armee stellt eine erste große Suchkarawane zusammen.

1. April - Das Auswärtige Amt rät dringend von Reisen in die Region ab.

4. April - Generalbundesanwalt Kay Nehm vermutet hinter den Entführungen einen terroristischen Hintergrund und leitet deshalb ein Ermittlungsverfahren ein.

5. April - Eine Karawane entdeckt in der südalgerischen Sahara eine Tunnelsystem.

7. April - Beamte des Bundeskriminalamtes und der GSG 9 sowie der österreichischen Spezialeinheit "Cobra" treffen in Algerien ein.

8. April - Bundesinnenminister Otto Schily reist nach Algerien.

12. April - Die österreichische Außenministerin Benita Ferrero-Waldner teilt mit, dass eine Nachricht von den Vermissten gefunden worden sei, nach der sie am 8. April noch am Leben waren.

20. April - Der blaue Iveco eines Augsburger Ehepaares, dass seit Wochen verschwunden ist, wird nordwestlich der Stadt Illizi in Südalgerien gefunden.

12. Mai - Es wird bekannt, dass ein weiterer deutscher Urlauber in Algerien entführt wurde. Außenminister Joschka Fischer trifft zu Gesprächen in Algier ein.

13. Mai - Eine algerische Spezialeinheit befreit in der Nähe von Tamanrasset 17 der insgesamt 32 festgehaltenen Touristen. Sechs Deutsche, zehn Österreicher und ein in Bayern lebender Schwede kommen frei. Außenminister Fischer spricht erstmals von einer Geiselnahme. Die 15 verbleibenden Geiseln sind zehn Deutsche, vier Schweizer und ein Niederländer.

14. Mai - Die algerischen Streitkräfte teilen mit, dass die "Salfatisten-Gruppe für Predigt und Kampf" (GSPC) für die Geiselnahme verantwortlich ist. Die Entführten kehren nach Europa zurück.

3. Juni - Nach Berichten einer algerischen Zeitung sind die 15 Touristen im Süden des Landes in Gruppen zu dritt und zu viert aufgeteilt worden.

18. Juli - ZDF und ARD berichten, dass die Vermissten in die Berge im Norden Malis gebracht wurden.

22. Juli - Für die Bundesregierung bemüht sich Außen-Staatssekretär Jürgen Chrobog in Malis Hauptstadt Bamako um die Freilassung der Verschleppten.

29. Juli - Eine der Geiseln ist tot: Die 45-jährige Mutter zweier Kinder erlag nach Angaben ihres Ex-Mannes einem Hitzschlag und wurde wahrscheinlich von den Entführern in der Wüste begraben.

1. August - Einem n-tv-Bericht zufolge haben die Entführer Lösegeld gefordert, für jede der 14 Geiseln 4,6 Millionen Euro.

9. August - Laut Spiegel soll eine Gruppe aus dem Umfeld der Entführer bei ihrer Flucht von Algerien nach Mali drei algerische Zöllner verschleppt und getötet haben. Die Bundesregierung halte intensiven Kontakt zu den Kidnappern per Satellitentelefon.

14. August - Der Staatssekretär im Auswärtigen Amt, Chrobog, reist in die malische Hauptstadt Bamako.

16. August - Laut ZDF übergibt ein malischer Unterhändler Lösegeld. Dem Vernehmen nach sei das Geld nicht von der Bundesregierung gekommen; die Summe sei deutlich niedriger als die in Medienberichten genannten 65 Millionen Euro.

17. August - Chrobog trifft erneut in Bamako ein. Medienberichten zufolge scheitert ein erster Übergabeversuch aus logistischen Gründen. Die 14 Geiseln konnten nicht mehr rechtzeitig vor Einbruch der Dunkelheit zusammengeführt und abgeholt werden.

(sueddeutsche.de/AP)

© N/A - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: