Chemieunternehmen:Bayer kauft einen der umstrittensten Konzerne der Welt

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Durch die Fusion mit dem US-Unternehmen Monsanto entsteht der größte Anbieter von Saatgut und Pflanzenschutzmitteln. Umweltverbände und Grüne üben scharfe Kritik.

Von Caspar Busse, München

Es ist eine der größten, aber auch eine der riskantesten Übernahmen überhaupt: Der deutsche Chemiekonzern Bayer kauft das amerikanische Saatgutunternehmen Monsanto und will dafür 66 Milliarden Dollar zahlen, knapp 60 Milliarden Euro. Die beiden Konzerne unterzeichneten am Mittwoch eine bindende Fusionsvereinbarung. Der Schritt sei von den Führungsgremien beider Unternehmen einstimmig beschlossen worden, berichteten Bayer und Monsanto. Jetzt müssen noch die Monsanto-Aktionäre und verschiedene Kartellbehörden zustimmen.

Gemeinsam sind Bayer und Monsanto künftig der weltweit führende Anbieter von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut. Angesichts der weiter steigenden Weltbevölkerung, die ernährt werden muss, sowie der Folgen des Klimawandels gilt dies als Zukunftsmarkt. Zudem geht es um neue digitale Techniken für die Landwirtschaft. In der Chemiebranche hatte es zuletzt große Übernahmen gegeben. Der chinesische Staatskonzern Chem-China kaufte die Schweizer Agrarchemiefirma Syngenta für 43 Milliarden Dollar. Ende 2015 verkündeten die US-Konzerne Dow Chemical und Dupont ihre Fusion.

Für Bayer ist es nicht nur die größte Übernahme seit dem Kauf der Pharmafirma Schering vor zehn Jahren, sondern auch die umstrittenste. Der bislang positive Name von Bayer könnte durch das verheerende Image von Monsanto Schaden nehmen, so die Befürchtung, auch wenn die Marke wohl bald verschwinden könnte. Monsanto steht weltweit seit Jahren wegen seiner gentechnisch veränderten Produkte in der Kritik. Die Firma vertreibt den Unkrautvernichter Glyphosat, der im Verdacht steht, krebserregend zu sein, und war auch einer der Hersteller von Agent Orange, also des Entlaubungsgiftes, das die USA im Vietnamkrieg einsetzten. Bayer-Investoren hatte den Zukauf zuletzt außerdem als zu teuer kritisiert und Bedenken geäußert, dass durch die Übernahme künftig das wichtige Pharmageschäft von Bayer zu kurz kommen könnte.

Auch Umweltverbände und die Grünen äußerten scharfe Kritik an der Übernahme. "Diesen Deal darf es nicht geben. So entsteht ein übermächtiger Konzern, der den Welthunger nicht bekämpft, sondern verstärkt", kritisierte der Grünen-Politiker Anton Hofreiter. Greenpeace sprach von einer schlechten Nachricht für Landwirte, Verbraucher und Umwelt: "Der neue Agrochemiegigant häuft eine bislang ungekannte Marktmacht an. Er wird maßgeblich mitbestimmen, welches Saatgut und welche Pestizide auf den Markt kommen."

Bayer hatte im Mai angekündigt, die US-Firma kaufen zu wollen. Doch die wehrte sich, daraufhin erhöhten die Deutschen mehrmals ihre Offerte. "Das ist ein wahrhaft historischer Tag für Bayer und Monsanto", sagte Bayer-Vorstandsvorsitzende Werner Baumann. Monsanto-Chef Hugh Grant betonte die großen Chancen der Fusion und begrüßte, dass der Kaufpreis in bar bezahlt werde. Die Bayer-Aktie stieg an der Börse zunächst um gut vier Prozent, zum Handelsschluss lag sie noch 0,27 Prozent im Plus.

© SZ vom 15.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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