Bundeswehr:Mit dem Tchibo-Fernrohr auf Patrouille

Während Verteidigungsminister Jung über einen Kongo-Einsatz nachdenkt, denken die Soldaten in Afghanistan offenbar darüber nach, wie sie ihre lückenhafte Ausrüstung vervollständigen können. Und tun das dann auf eigene Kosten.

Wie jetzt bekannt wurde, sehen sich Soldaten, die für den Schutz des neuen Bundeswehr-Lagers im nordafghanischen Masar-i-Scharif zuständig sind, offenbar gezungen, auf eigene Faust Material zu organisieren.

Ein Fernglas von Tchibo im Einsatz in Afghanistan. (Foto: Foto: dpa/screenshot)

So organisierte sich ein Patrouillenführer einer Spezialeinheit, die im Umfeld des Camps Marmal Aufklärungsarbeit leistet, ein Fernrohr von Tchibo.

Das so genannte Spektiv besitzt eine stärkere Vergrößerung als ein normales Fernglas. Der Soldat hat es aus eigener Tasche bezahlt und selber mitgebracht.

Dabei sollte ein solches Fernrohr angeblich zur Standardausrüstung der Einheit gehören, die schon seit Januar vor Ort ist und bald wieder abgelöst wird.

Ähnlich verhält es sich offenbar auch mit Tarnanzügen: Die haben Männer der Spezialeinheit, die auf ihren Einsätzen bei Masar-i-Scharif einem erheblichen Risiko ausgesetzt sind und von denen die Sicherheit im Lager maßgeblich abhängt, offenbar im Outdoor-Shop in Deutschland gekauft - wieder auf eigene Rechnung.

Allerdings: Auch die Ausrüstung, die die Bundeswehr ihren Soldaten zur Verfügung gestellt hat - etwa hochmoderne Ferngläser, Nachtsichtgeräte und Gewehre -, lässt sich durchaus mit dem Material messen, mit dem Soldaten anderer westlicher Nationen in Afghanistan ausgestattet sind. Nur reicht sie offenbar nicht aus.

Die Bundeswehr baut in Masar-i-Scharif derzeit ihr größtes Feldlager außerhalb Deutschlands auf. Momentan sind rund 600 deutsche Soldaten dort stationiert, später sollen es 1700 werden.

Im Juni soll die Bundeswehr das Kommando über die internationale Schutztruppe Isaf in ganz Nordafghanistan übernehmen. Die Lage in Masar-i-Scharif ist laut Bundeswehr "nicht ruhig und nicht stabil".

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