Bundeswehr in Afghanistan:Jung strebt Ende des Einsatzes in fünf Jahren an

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Verteidigungsminister Franz Josef Jung hat sich erstmals zur Dauer des Afghanistan-Einsatzes der Bundeswehr geäußert. Von der EU fordert der CDU-Politiker die Aufstockung des Polizeikontingents.

Verteidigungsminister Franz Josef Jung strebt ein Ende des Afghanistan-Einsatzes der Bundeswehr in etwa fünf Jahren an. Die Vereinbarung der internationalen Gemeinschaft zum Aufbau des Landes sei im Januar 2006 auf fünf Jahre angelegt worden, sagte der CDU-Politiker der Zeitung Die Welt vom Donnerstag. "Ich sage nicht, dass wir in fünf Jahren alles geschafft haben. Aber eine Richtschnur könnte dieser Zeitraum sein."

Die Bundesregierung hat angesichts der in Umfragen erkennbaren Ablehnung des Einsatzes in der Bevölkerung stets betont, dass es sich nicht um einen unbegrenzten Beitrag handele. Konkrete Aussagen zum Ende hatte sie aber vermieden.

Derzeit hat Deutschland gut 3000 Soldaten in Afghanistan. Angesichts der Sicherheitsprobleme in dem Land forderte Jung von der EU, die Aufstockung ihres Polizeikontingents zu prüfen. Er verwies auf den bisherigen Beschluss der Europäischen Union, 195 Polizeiausbilder zu entsenden. "Wenn das nicht reicht, müssen wir mehr schicken", sagte er. "Da können wir uns an den Amerikanern ein Beispiel nehmen. Die gehen da mit ganz anderen Dimensionen ran."

Auch Bundeswehr-Verband für mehr Polizeikräfte

Deutschland hat laut Jung derzeit 45 Ausbilder entsandt und will die Zahl auf 60 aufstocken. Die FDP warf ihm vor, mit der Forderung an die EU von deutscher Verantwortung abzulenken. Als EU-Präsidentschaft habe Deutschland bis zum Sommer die Verantwortung dafür gehabt. "Das Ergebnis ist ein einziges Fiasko", sagte Verteidigungsexpertin Birgit Homburger.

Auch der Bundeswehr-Verband forderte eine drastische Erhöhung des europäischen Polizeikontingents, um das drohende Scheitern des Aufbaus in Afghanistan zu verhindern. "Wenn sich beim Aufbau der afghanischen Polizei nicht bald etwas ändert, ist das Verrat an den Soldaten und Entwicklungshelfern, die wir dort hinschicken", sagte Verbandschef Bernhard Gertz der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung. Statt nur 195 europäischer Ausbilder seien 5000 nötig. Deutschland müsse seinen Beitrag erhöhen.

Insgesamt wirft Gertz Europa Versagen beim Aufbau des Landes vor: "Europa hat am Hindukusch erbärmlich versagt."

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