Bürgerkrieg im Tschad:840 Ausländer in Sicherheit gebracht

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Seit Samstag hat die französische Armee rund 840 Ausländer aus dem Tschad ausgeflogen. Nach den heftigen Kämpfen am Wochenende blieb die Lage am Montag weitgehend ruhig.

Die französische Armee hat seit Samstag rund 840 Ausländer aus dem Tschad in Sicherheit gebracht. Transportmaschinen seien bislang zehnmal zwischen der tschadischen Hauptstadt N'Djamena und Libreville in Gabun hin- und hergeflogen, sagte ein Sprecher des Generalstabs am Montag in Paris.

Spuren der Kämpfe: Ausgebrannte Autowracks liegen in den Straßen der tschadischen Hauptstadt N'Djamena. (Foto: Foto: AFP)

Knapp 300 Ausländer warteten an Sammelpunkten sowie in einem französischen Lager am Flughafen noch auf die Ausreise. Französische Soldaten suchten in N'Djamena nach weiteren Ausländern, um Konvois zu organisieren und sie vor den Kämpfen in Sicherheit zu bringen, wie der Sprecher sagte.

In der vergangenen Woche waren Rebellengruppen bis kurz vor N'Djamena vorgerückt und hatten die Hauptstadt des Tschad am Samstag angegriffen. Nach heftigen Kämpfen am Sonntag war die Lage am Montag ruhig.

Frankreich signalislierte unterdessen Bereitschaft, mit einem internationalen Mandat auf Seiten der Regierung in den Bürgerkrieg einzugreifen. Frankreich könne "im Rahmen eines Mandats der UN eingreifen, um die Integrität des Tschads und seiner legitimen Regierung zu sichern", sagte Verteidigungsminister Hervé Morin dem Figaro.

Das aktuelle Militärabkommen regle nur "Fragen der Logistik und Gesundheit". Außenminister Bernard Kouchner erklärte, auch ein Mandat der Afrikanischen Union könne die Lage ändern.

Trotz der dramatischen Lage im Tschad hat sich der UN-Sicherheitsrat bislang nicht auf eine offizielle Erklärung einigen können. Diplomaten erklärten, Russland habe sich gegen einen französischen Textentwurf gesperrt. Darin sollten die UN-Mitglieder aufgerufen werden, die tschadische Regierung von Präsident Idriss Déby "mit allen notwendigen Mitteln" zu unterstützen, was auch ein militärisches Eingreifen gegen die Rebellen bedeuten würde.

Tausende Menschen auf der Flucht

In einem späteren Entwurf war nur noch davon die Rede, dass die UN-Mitglieder der Regierung all die Unterstützung zukommen lassen sollten, um die Präsident Deby offiziell bittet. Die russische Delegation forderte daraufhin mehr Zeit, um sich mit der Regierung in Moskau abzustimmen.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte ein sofortiges Ende der Kämpfe und äußerte sich besorgt um die humanitäre Lage in dem zentralafrikanischen Land. Nach den heftigen Kämpfen zwischen Rebellen und Regierungstruppen im Tschad sind am Montag Tausende Zivilisten aus der Hauptstadt N'Djamena geflüchtet. Viele Menschen überquerten die Grenze nach Kamerun.

Rückzug der Rebellen

Bei schweren Kämpfen am Wochenende hatten die Rebellen den mit Panzern geschützten Präsidentenpalast nicht erobern können. Französische Militärexperten erklärten, die Zeit spiele für Präsident Idriss Déby, weil die Rebellen Probleme mit dem Nachschub aus ihren 800 Kilometer entfernten Stützpunkten im Sudan hätten.

Am Montagmorgen zogen sich die mit Granatwerfern und automatischen Gewehren bewaffneten Rebellen weitgehend aus N'Djamena zurück. Die französischen Truppen beschränkten sich auf die Sicherung des Flughafens und ihrer Stützpunkte sowie der zur Evakuierung von Ausländern wichtigen Wege.

Wegen der Kämpfe war die Stationierung der europäischen Truppe zum Schutz der Flüchtlinge im Osten des Tschads und in der angrenzenden Zentralafrikanischen Republik suspendiert worden. Die Stationierung sei aber nicht gefährdet, sagte Morin. Eine "europäische Truppe zur Sicherung der Stabilität und Sicherheit im Tschad" besitze jetzt "größere Legitimität als zuvor".

Die Rebellen im Tschad werden nach Einschätzung des Afrikaexperten Cord Jakobeit vom benachbarten Sudan unterstützt. Dies sei "eindeutig", sagte der Hamburger Politikprofessor am Montag im Deutschlandradio Kultur. Die Rebellen seien innerhalb weniger Tage mit mehr als 300 Militärfahrzeugen auf die Hauptstadt vorgerückt. Dies sei ohne logistische Unterstützung und ohne Waffenhilfe kaum zu bewerkstelligen. "Man kann also sehr sicher sein, dass der Sudan ein Interesse daran hat, die Regierung Déby im Tschad zu stürzen."

© dpa/Reuters/AFP/gal/mmk - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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